von Bebra bis Hannoversch Münden an der Fulda

Eine Anfahrt mit dem Zug, oder besser: mit verschiedenen Zügen, ist manchmal doch recht umständlich, insbesondere wenn der Zeitraum einer Tour nicht so üppig bemessen ist. Bis mittags war ich sogar noch im Büro. Über Hamm und Kassel-Wilhelmshöhe war eigentlich das hessische Fulda mein Ziel. Doch in Bebra hatte ich keine Lust mehr, ich wollte Radfahren.

Tatsächlich war das eine gute Entscheidung, denn das lange Sitzen, die Gespräche von Sitznachbarn, von denen man sich nicht völlig abschotten kann und überfüllte Radabteile steigerten nicht gerade meine Stimmung. Umso schöner dann die Natur. Ein bisschen musste ich schon suchen bis ich den Radweg R1 gefunden hatte, der schon an der Rhön beginnt. Doch dann empfingen mich Ruhe, Sonnenblumenfelder, gute Radwege und vor allem Weite trotz recht hügeliger Landschaft des Fulda-Werra-Berglandes.

Mein Ziel war Hannoversch Münden, wo Fulda und Werra bekanntlich zusammen- und dann weiter als Weser in die Nordsee fließen. Natürlich konnte ich das am heutigen Tag nicht mehr schaffen, das sind gut 100 Kilometer. Selbst für einen geübten Radler wäre das nicht nur eine sportliche Herausforderung, sondern man könnte das alles auch nicht mehr genießen. Vor Einbruch der Dunkelheit musste ich noch eine ganz besondere Fähre zwischen Neumorschen und Altmorschen nutzen. Die Fähre ist eher eine Seilbahn, an der ein Drahtkäfig für Mensch und Rad baumelt. Der besondere Clou ist ein tellergroßes Metallrad mit einem Griff. Daran konnte ich mich durch kurbeln die etwa 30 Meter lange Strecke über die Fulda fortbewegen. Ein kleines Abenteuer, das ich auch nicht jeden Tag erleben möchte. Es kostet Energie und das Körbchen erinnert eher an ein Brötchenaufsatz auf dem Toaster. Zwar hatte ich mein Zelt dabei, ich verbrachte die Nacht aber dann doch in einem kleinen Hotel in Melsungen, da wurde es schon langsam dunkel. Der folgende Tag stand dann ganz im Zeichen der Fulda, richtig schöne Radwege im hügeligen, östlichen, hessischen Bergland, tolle Brückenkonstruktionen aus Holz, Traktoren, die sich über Felder mit unglaublicher Steigung hochquälten. Oft konnte ich direkt an der Fulda entlangfahren, manchmal ging es auch durch Wäldchen, immer aber sehr ruhig. Von Kassel, der documenta-Stadt (wie die Stadt sich in einer Unterzeile selbst bezeichnet) – obwohl doch 200.000 Einwohner – habe ich wenig mitbekommen. Eigentlich ist mir nur jener plastikummantelte Ring an Ampelanlagen in Erinnerung geblieben, an dem sich Radler bei Rotlicht festhalten können, ohne absteigen zu müssen. Eine gute Einrichtung, wie ich finde. Von Kassel nach Hannoversch Münden kann man nun tatsächlich direkt an der Fulda entlangrollen. Eine schöne Tour, die in meine persönliche Tot-Drei aufsteigt.

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