Martin leidet an Hämorrhoiden, wie er kleinlaut seinem besten Freund Paule in dessen Wohnung gesteht. Paule ist voll des Mitgefühls, doch das Publikum weiß schon durch ein mitgehörtes Telefongespräch, dass es um das Leiden des Freundes nicht geht. Im Fokus steht ein Beziehungsdrama, das – wie könnte es anders sein – in Paris spielt, wo bekanntlich die Liebe zu Hause ist. Mit ihr leider auch ein paar unbequeme Begleiterscheinungen, wie etwa das Erkalten der Liebe. So jedenfalls geht es Paule, der seit kurzem mit Sophie zusammenwohnt und sich wünscht, dass sie auszieht. Gestern Abend fand die öffentliche Generalprobe der Komödie „Trennung für Feiglinge“ von Clément Michel im Boulevard-Theater Münster statt.
Regisseurin und Frau des Hauses Angelika Ober ließ es sich nicht nehmen, vor Beginn der Veranstaltung auf den besonderen Charakter derselben hinzuweisen. Es handele sich eben nicht um eine Premiere sondern um eine Probe, bei der es schon mal zu Texthängern kommen könne. (Ein unbegründeter Hinweis wie man im Nachgang feststellen konnte). 20 Jahre gebe es das Boulevard-Theater mittlerweile – sicher ein Grund zum feiern. Schon befinden wir uns in der Wohnung des Paares und erleben, wie Paule – überzeugend gespielt von Marc Zabinski – seinem Freund Martin fürsorglich diverse kleine Kissen unterschiebt. Lange dauert es nicht bis Paule einen Plan darlegt, bei dessen Durchführung er auf Martins Hilfe angewiesen ist. Denn Martin soll mit in die Wohnung einziehen, damit Sophie irgendwann völlig genervt das Weite sucht.. Eine herrliche Dreiecks-Beziehungsgeschichte entwickelt sich, in der auch Magnus Heithoff als Martin und Marion König als Sophie köstlich unterhalten. Vor allem Heithoff ist in seiner Verwandlung vom Warmduscher zum Kotzbrocken, vom verständnisvollen Kümmerer, der mal eben zwischen Einkauf und Kochen aus dem Baumarkt einen Dichtungsring besorgt und einbaut, hin zum pöbelnden, meckernden Stinkstiefel mit schlechten Manieren einzigartig. Aber was immer die beiden Herren auch aushecken, Sophie bleibt entspannt. Das liegt natürlich auch daran, dass Paule zu einem Trick greifen musste. Schließlich galt es, Sophie von der Notwendigkeit von Martins Einzug zu überzeugen. Da ließ er mal eben Martins Mutter sterben, die unter einen riesigen Lastwagen geraten sei. Das sorgt für Empathie – natürlich. Dazu kommt dann ein bisschen Hobbypsychologie von Sophie, wonach Martin verschiedene Stadien durchlaufen müsse. Also kann sich Martin benehmen wie er will – alles lässt sich mit seiner Trauer erklären. Und dann kommen sich Martin und Sophie auch noch näher. Als dann schließlich Paule feststellt, dass er Sophie doch liebt, nimmt das Drama seinen Lauf.
Nette Unterhaltung, gute Schauspieler, witzige, spritzige Dialoge mit viel Möglichkeit zu lachen. Boulevard im besten Sinn – auf die nächsten 20 Jahre. Danke Angelika Ober.