und wenn es nur red onions sind

So bunt, schillern-performt, so witzig, anmutig und kritisch sieht man das Pumpenhaus auch nicht alle Tage. Als ob Afrika zu Gast ist und über sich selbst lustig macht, wenn nur die vielen Ertrunkenen nicht wären. Das Tete Adehyemma Dance Theatre aus Ghana und Cactus Junges Theater haben sich zusammen getan. Herausgekommen sind unter der Regie von Barbara Kemmler und der musikalischen Leitung von Ben Sam 75 Minuten, in denen getrommelt, gesungen und mit Vorurteilen jongliert wird, in den Hunger, Armut, Verzweiflung eine künstlerische Stimme bekommen, dass es schon wieder komisch ist. „Ich begehre Einlass“ oder „I request Admission“, dreisprachig: deutsch, englisch und Hunger.

Einmal ein Selfie mit drei Trommlern in Accra, klar kein Problem, solange das Trinkgeld stimmt. Dass das für Touristen vielleicht nervig ist aber irgendwie dazugehört, etwas, über das sich niemand mehr wundert, hat natürlich – so geballt – auch eine tiefere Dimension, die in einer nachgeahmten Fensehshow zwischen einem Ghanaer und zwei Herren in Nadelstreifen beleuchtet werden soll getreu dem Motto: „Ihr seid so reich, weil wir so arm sind“. Aber so richtig wird das im Rahmen der Show nicht vertieft, gerade als es in medias res geht, wird schon das Thema der nächsten Woche angekündigt. Wirkliches Interesse an dem Thema haben „wir“ nicht. Mittelpunkt ist eine Marktfrau in Accra, die ihre paar Habseligkeiten in einer Wanne auf dem Kopf transportiert, Gifty Wiafe, die ja im Pumpenhaus keine Unbekannte ist. Zweisprachig erzählt sie von ihrem Land, während ihr Menschen begegnen, etwa ein körperbehinderter jungen Mann, der gelähmt auf einem Brett auf die Bühne gerollt kommt und dessen Lebensmut Wiafe hervorhebt. Immer wieder gibt es Tanzeinlagen in farbenfrohen Kostümen. Diesen flüssigen, gefälligen Bewegungen zuzusehen, ist eine Wonne. Und dann stellt sich Emmanuel Edoror vor, wie er ein Essen zubereitet. Der junge Mann, der an der Folkwang-Hochschule in Essen studiert, macht das so authentisch, wie er da red onions schält, auf dem Boden sitzend, immer wieder den Platz und damit Topf wechselnd, die verschiedenen Speisen zubereitet, beans und wie er dann ein gackerndes Huhn fängt, rupft und die Eingeweide entfernt – das ist schon besonders, echt, überzeugend und wirkt nach. Ich merke dies, während ich hier sitze und über die Performance, den schillernden Abend nachdenke und übelege, wie ich das formuliere.

Heute und morgen Abend kann man noch Einlass begehren.

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