Wenn eine Show schon „Big Love“ heißt wie die neue im GOP, dann erwartet man eben auch die große Liebe. Drunter geht`s nicht. Doch es muss ja nicht immer die Liebe zwischen zwei Menschen sein. Es kann ja auch die Liebe zum Beruf sein. Natürlich darf man seinen Beruf lieben. Wenn man aber als Artist auftritt, ist es geradezu Voraussetzung, dass man ihn liebt. Darum geht es in „Big Love“ und Chris Kolonko verschnürt dann in der Moderation doch noch ein bisschen Liebe zwischen Menschen – die würde ansonsten gar zu sehr fehlen.
Für die ganz großen Gefühle ist alles angerichtet, eine lilafarbene Boa schlängelt sich um eine kleine Bühne, die amerikanische Soul-Queen Bridget Fogle sorgt akustisch für die richtige Stimmung und wunderbare Artisten demonstrieren, wie es denn gehen kann mit Liebe und Arbeit. Da sind etwa die Messoudi Brothers, die sich in einem Abstand von vielleicht 4 Metern gegenüberstehen und sich in wahnsinniger Geschwindigkeit rotierende Kegel zuwerfen, während sie sich aus ihren bunten Anzügen schälen. Und das machen sie so witzig. Man hat zwischendurch den Eindruck, dass sie sich in der Hose verheddern oder der nächste Kegel im Jackett hängenbleibt. Manchmal wirken sie abgelenkt mit dem Blick zum Publikum, fangen die Sportgeräte doch und werfen sie sicher zurück. Nur mit knappem schwarzen Höschen stehen sie auf der Bühne, während ihnen die Kegel um die Ohren fliegen. Schon klauben sie die Anzugteile vom Boden auf und legen die Textilien mühsam wieder an. Später zeigen sie zu dritt unter unglaublicher Spannung und unter Missachtung physikalischer Gesetze, was man mit dem Körper noch machen kann. Die Übergänge geschmeidig zwischen den Acts macht Chris Kolonko als Frau verkleidet und immer wieder anders angezogen, mal im langen, roten Paillettenkleid, mal silbrig, mal kurz und rotweiß mit tollen Kopfschmücken. Auch wenn – nach meinem Geschmack – seine Komik in der zweiten Showhälfte etwas nachlässt, der Witz derber, so passt die Kontaktaufnahme mit Zuschauern, die kleinen Flirts, die Scherzchen, die Moderation insgesamt doch gut in „Big Love“. Das Publikum honoriert das auch mit Zwischenapplaus, der zum Ende in geradezu frenetischen Beifall mündet, natürlich auch gewidmet allen anderen Artisten, auf die ich hier nicht näher eingehe. Jedenfalls lohnt es sich, diese Show zu besuchen. Ich habe mich nachher richtig gut gefühlt.