leidende Legenden

Seit Anfang September läuft schon die Show „legends“ im GOP. Ich hätte auch die Premiere besucht, wären wir nicht zur Ausstellungseröffnung in Ravensburg gewesen – www.der-mensch-dahinter.de – . So musste das GOP warten bis gestern.

Die Idee, Klassiker der Musikgeschichte mit Tanzeinlagen von Doubles zu kombinieren, ist ja nicht neu. Unter der Regie von Igor Protsenko und Irina German ist eine bunte Show entstanden, die vor allem von bekannten Titeln und einer leistungsstarken Musikanlage lebt. Damit tue ich der Gitarristin Yulia Korolova sicher unrecht. Denn sie bringt live-Flair in die Show, und das auch ganz ordentlich. Leider geht sie mehr oder weniger unter. Doch ich teile auch nicht die Begeisterung anderer Medien, die da von Legenden sprechen, die „zum Leben erweckt“ werden. Natürlich gibt es gute Artistik, das ist der Markenkern vom GOP. Andrii Nikolaienko, auf einer Hand gestützt oder Olga Rezekina mit vielen Hula Hoop-Reifen, Tatiana Yudina in den Luftschleifen oder zum Ende Alexey Bitkine und Oleksii Filippov als „Duo Pole“ – sie alle und noch mehr sorgen für das artistische Begleitprogramm. Aber der Schwerpunkt liegt eben bei den „Legenden“, bei Pink, Elton John, Celine Dion, bei Michael Jackson oder der „happy birthday hauchenden“ Marilyn Monroe. Pink und Elton John mögen noch überzeugen, in ihrem schrill-bunten Auftritt, flankiert von Tanzeinlagen, von Herren mit nacktem Oberkörper und Damen mit Federschmuck im hautengen Ganzkörper Suit. Aber spätestens bei Tina Turner erinnert das Ganze eher an eine Persiflage, die nervenzuckender Sängerin mit spindeldürren Beinchen erinnert eher an einen Pudel und vermag auch nicht im entferntesten an die große Musikikone zu erinnern. Freddy Mercurys schlechtsitzende Perücke ist überdimensioniert, das ist eher ein Kalauer. Der legendäre Frontmann von Queen erwacht so auch nicht, wenn man den ganzen Abend „Bohemian Rhapsody“ spielt. Wie soll da eine „emotionale Zeitreise“ entstehen, wie ein online-Medium behauptet? Natürlich darf Michael Jacksons Griff in den Schritt nicht fehlen, doch der King of Pop gerät genauso peinlich wie Charlie Chaplin und Elvis Presley, die gleich in mehrfacher Besetzung auftreten. Man kann sich überlegen, wer am wenigsten passt. Zwischendurch taucht dann immer wieder Eduardissimo auf, der die Show nonverbal moderiert und auch als Clown fungiert. Das passt irgendwie zu der Show. Ich habe schon wirklich gute Shows gesehen im GOP – diese gehörte nicht dazu.

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