mit dem Kaleidoskop durch Münster

Wenn Marielle Murphy eine Arie aus Leonard Bernsteins Candide singt und dazu Stefan Veselka Klavier spielt, dann täuscht das etwas darüber hinweg, dass es sich eigentlich nur um einen traditionellen Pressetermin Ende Februar, Anfang März handelt, nämlich die Vorstellung des neuen Spielplans. „Sie müssen jetzt eine Stunde zuhören, wir wollten es vorher etwas auflockern“, sagt Intendant Dr. Ulrich Peters am Mittwoch nachmittag, kaum dass Murphys Stimme verklungen ist. Und schon geht es chronologisch reihum, von Spartenleiter zu Spartenleiter werden die Produktionen kurz vorgestellt.

Dass jetzt die Stücke und Konzerte je nach Aufführungszeitpunkt und nicht streng nach Sparte angesprochen werden, macht deutlich, wie bunt der kommende Spielplan ist. Musiktheater, Schauspiel, Tanztheater, junges Theater, Konzerte und – nicht zu unterschlagen – die niederdeutsche Bühne, für die zum Schluss Peters nochmal die Lanze bricht. Schauspielchef Frank Behnke macht den Anfang und erklärt inbrünstig, wie „wahnsinnig wild er drauf ist, die ganz großen Autoren zu befragen“. Mit Julius Caeser von William Shakespeare im Kleinen Haus geht es schon Ende August 2020 los. Da führt Behnke selbst Regie und man spürt förmlich, wie er dafür brennt. Einen Tag später folgt Goethes Faust, der Tragödie erster Teil im Großen Haus. Zwar werden einige Produktionen vom Land gefördert, doch Operndirektorin Susanne Ablass weist auch darauf hin, dass der Etat wesentlich kleiner sei als noch vor ein paar Jahren. Insofern könne man nicht aus dem vollen schöpfen. Doch neben Bernsteins Oper Candide, die am 19.09.2020 Premiere feiere und zusätzlich mit den Live-Zeichnungen von Robert Nippoldt garniert sei, erfülle das Theater den Wunsch eines namentlich nicht genannten Journalisten, indem es ab Ende Januar 2021″Lucia die Lammermoor“ auf den Plan setze. Und dann gibt es so tolle Sachen wie das „preußische Märchen“, eine Ballettoper von Boris Blacher ab März 2021 oder das Musical „Triumph der Liebe“, bei dem der Intendant Regie führt. Im Tanztheater entführt Hans-Henning Paar in Bachs Johannes-Passion und im Januar ist auch eine Gastchoreographin im Kleinen Haus, bevor im Juni 2021 verschiedene Choreograph*innen des Ensembles im Ballettsaal zeigen, was sie können. Die Vorstellung für das junge Theater gerät etwas bemüht intellektuell, auch weil überwiegend abgelesen wird, aber das Programm selbst dürfte schillernd bunt sein, schließlich ist Frankenstein Inhalt, Flucht, Identität und Berühmtsein. Das zieht sich ebenso durch das Jahr, wie die Sinfoniekonzerte, von denen ich keines verpassen werde. Es geht nicht nur um Beethoven, dessen Jahr sich zwischendurch auch dem Ende neigt, sondern auch um Chopin, Rachmaninov, Mozart und Schostakowitsch. Es geht um die Barocktage, die Aaseerenaden und das Kinokonzert, wie Generalmusikdirektor Golo Berg erläutert. Eine kleine (verdiente) Lobhudelei gibt`s dann noch für den Ersten Kapellmeister Stefan Veselka, der im März 2021 Smetlanas „Mein Vaterland“ erklingen lässt. Dazu einige Wiederaufnahmen und Schätze, die ich nicht genannt habe. Es lohnt ein Blick in die Monatsprogramme.

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