Monteverdi in Münster

Großer Bahnhof gestern Nachmittag in der Petrikirche. Selbst konfessionell nicht gebundenen Menschen dürften sich die Härchen aufgestellt haben. Denn der Kantatenchor gab sich im Verein mit sagenhaften Solisten und dem Ensemble Les Cornets Noirs die Ehre. Claudio Monteverdis Vesper aus der Sammlung „SELVA MORALE E SPIRITUALE“ schallte durch das Gotteshaus. Die rund 200 Gäste waren begeistert.

Wenn schon Monteverdi gespielt wird, so hat sich Chorleiter Martin Gerenkamp wohl gedacht, dann müssen auch historische Instrumente her. Historische Instrumente wie die schwarzen Zinken, die irgendwie an Brecheisen mit Luftlöchern erinnern, freilich mit einem schöneren Klang. Frithjof Smith und Gebhard David erweckten die Instrumente zum Leben und füllten ihr Spiel mit so viel Leidenschaft, dass man sich fragen muss, warum „les Cornets Noir“ nicht zur Besetzung eines jeden Orchesters gehören. Und wenn dann die Streicher vis-a-vis beginnen und insbesondere die Männer des Chores einsetzen, kann man den Eindruck haben, sich in einem Kloster zu befinden, wo zur Morgenandacht aufgerufen wird. Natürlich gehören auch die Sopranistinnen und Alt-Stimmen dazu und in der Tat wirkt es gewaltig, wenn der Chor in voller Stärke auftritt, da kann man sich als Mensch schon klein fühlen. Es ist schöne Musik, die Monteverdi da komponiert hat, zweifellos und besonders sind auch die Solisten. Für meinen Geschmack ist Monika Mauch etwas zu dominant mit ihrem Gesang, die Kanadierin Tobie Miller, ebenfalls Sopran, geht fast unter. Doch die Tenöre Hans-Jörg Mammel und Georg Poplutz singen ebenso beeindruckend wie Bass Markus Flaig. Wie sie sich abwechseln, auch mit den Sopranistinnen, dann wieder gemeinsam singen und plötzlich auch der Katalane Daniel Folqué als Countertenor ganz hoch einsetzt, ist einfach klasse. Hinzu kommen die anderen Instrumente, Erzlaute, Cembalo, Orgel, Posaunen. Zwischendurch verlassen die Solist*innen auch ihren eigentlichen Stammplatz vor dem Chor und machen Platz für die Posaunen, die zu viert aufspielen in der Besetzung Simen van Mechelen, Christine Brand, Detlef Reimers und Joost Stawiarski. Man wünschte sich, dass alle einfach weiter spielen und singen. Doch nach gut 90 Minuten ist alles schon vorbei. Ein tolles Konzert, das nachhaltig Eindruck hinterlässt. Dank an alle Beteiligten und insbesondere Chorleiter Martin Gerenkamp.

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