von der Flöte zur Kastenzither

Natürlich darf Beethoven nicht fehlen, schließlich ist Beethoven-Jahr, doch die Westfälische Schule für Musik hat noch viel mehr zu bieten auf ihrem Jahreskonzert – gestern im Großen Haus. Tuba, Klavier, Schlagzeug, Saxophon, Zither, ja ein ganzes Orchester. Friedrun Vollmer ist zurecht stolz auf „ihre“ Musikschule.

Zwar hätten die Redebeiträge von Musikschulleiterin, Bürgermeisterin und Förderverein etwas gestaucht werden können, doch letztlich stand die Musik auch so im Mittelpunkt und die ganze Bandbreite wurde sichtbar. Dabei ,so die Musikschulleiterin, habe die Ausbreitung des Coronavirus auch das Programm durcheinandergebracht, denn die Marienschule oder zumindest Teile davon stehen unter Quarantäne und die Chorklassen der Schule sollten beginnen. So gab es gleich am Anfang einen interaktiven Teil, indem an der rückwärtigen Wand der Text der „Ode an die Freude“ eingeblendet wurde und das Auditorium – etwas überrascht von der ungeahnten Möglichkeit – zaghaft die Stimme erhob. In den Pausen zwischen den folgenden Beiträgen und Interpret*innen gab es auch unfreiwillig Komik, weil häufig der Flügel über die Bühne geschoben wurde, geruckelt, gezuckelt, geknirscht, fest- und aufgestellt, während Vollmer mit Manuskript in der Hand bemüht war, Erhellendes zu erläutern. Aus „Ensemble“ wurde dann „Ansambel“. Schließlich musste stets der Klavierhocker in die richtige Position gedreht werden und das dauerte. Doch was die jungen Leute zeigten oder vielmehr hören ließen, war durchweg beeindruckend. Ob Annegrit Rohlmanns flinke Finger über die Tastatur des Flügels sausten, wenn sie Franz Liszt interpretierte oder der 11-jährige Max ein Schlagzeug-Solo hinlegte. Ob ein Flötenquartett aus jungen Mädchen Donna Donna oder den Zungenbrecher spielte. Als dann vor der Pause das Rockorchester Kinderhaus übernahm, war ein Seufzen zu vernehmen. So manch einer hätte sich gewünscht, dass die nächsten zwei Stunden so weiter gespielt wird. Kraftvolle, energische Musiker, tolle Singstimmen, wippende Füße. Neben mir saß ein älterer Herr, dessen Enkelin auf der Bühne musizierte. Als dann „Diamonds“ erklang, geriet er beinahe in Ekstase. Aber auch die ganz Jungen, die Starterband legte unter Hilfe von Jürgen Knautz einen tollen Auftritt hin. Knautz sorgte für das Gerüst aber die Nachwuchskünstler verliehen Titeln wie „Killing me Softly“ Herz. Schon in den Jahren zuvor hat die Musikschule Münster Kontakt zu Menschen in Flüchtlingsheimen hergestellt und getreu dem Motto „Musik verbindet“ Flüchtlingen die Möglichkeit gegeben, das Spielen eines Instrumentes zu erlernen. So fand sich auch diesmal eine Formation von ehemaligen Unterkunftsbewohnern, die auf dem Cajon trommelten und von einem jungen Mann, Wajed Alhafyan, am Kanun, einer Kastenzither, verstärkt wurden. Ein toller arabischer Klang, syrische Volksweisen. Und dann gab es noch Bänkelsänger aus dem Spätmittelalter und schließlich endete das dreistündige Konzert mit dem Jugendsinfonieorchester und Beethovens 1. Sinfonie. Es ist immer wieder schön, so geballt zu erleben, was unsere musikalische Zukunft schon jetzt kann. Da hat man doch keine Angst mehr und selbst das Virus reiht sich ein in den Tanz.

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