zwischen Polen und Deutschland

Irgendwann, so dachte ich schon vor ein paar Jahren, schreibe ich mal ein Buch über Nächte an Bahnhöfen, zumindest ein Kapitel. Zu dem Gare du Nord in Paris auf der Rückfahrt vom Atlantik, dem Gare de Strasbourg-Ville (vom Mittelmeer) und dem Bahnhof in Dortmund (von der Maas) hat sich jetzt Osnabrück gesellt, auf der Rückfahrt von der Oder.

Dabei wäre alles planmäßig gelaufen, hätten wir nicht einen Speichenriss am Rad erlitten, den zweiten auf dieser Tour. Beim ersten war, gerade erst gestartet, auf holprigem Gefälle der Kettenspanner ins Hinterrad meiner Radpartnerin Andrea geraten. Zum Glück fanden wir eine Werkstatt, in der man uns schnell half. Man sollte aber das Schicksal nicht herausfordern. Deshalb sind wir mit der Bahn kurzerhand von Eisenhüttenstadt aus zurück nach Münster gefahren, als später wieder eine Speiche riss – es war Sonntag und wir hätten eh nur noch einen Tag Zeit gehabt.

Ursprünglich – das sollte vielleicht nicht unerwähnt bleiben, hatten wir geplant, von Stralsund nach Danzig zu radeln. (Fortsetzung „von Lübeck nach Stralsund auf dem Ostseeradweg“ vom 03.06.2018). Das Gute an Touren mit Rad und Zelt ist aber auch, dass man sich kurzfristig umentscheiden kann – es ist ja nichts gebucht. Die Gründe für die Änderung waren übrigens mannigfaltig, Probleme bei der Rückreise, Straßenverhältnisse, Zeit – aber letztlich spielen sie auch keine Rolle. Die Tour war auch so klasse. 600 Kilometer an und in der Ostsee, am Dänischen Wiek und dann am Seeheilbad Ahlbeck Richtung Süd-West um das Stettiner Haff und Usedom wieder nach Osten an die Oder, durch das bewaldete Mecklenburg-Vorpommern und das leicht wellige Brandenburg. Immer wieder herzliche Begegnungen wie mit der Polin, die mit dem Gartenschlauch ihre Pflanzen wässerte. Wir waren bei fast 40 Grad im Schatten eigentlich schon vorbei geradelt und drehten dann doch noch einmal um. Ich bat sie, mich nasszuspritzen, doch sie verstand mich nicht, wollte eher meine Trinkflasche füllen. „Please put it on my body“ – meine Polnisch-Kenntnisse sind noch schlechter. Später wollte sie gar nicht mehr aufhören, zwei Radler unter einen Springbrunnen zu stellen. Selbst die Nachbarn hatten ihren Spaß. Das war noch vor dem Oderbruch, jenem etwa 640 Quadratkilometer großen ehemaligen Sumpfland, das früher jährlich von der Oder überflutet wurde. Vor fast 800 Jahren hat man begonnen, zum Hochwasserschutz Deichanlagen zu bauen, auf denen man heute gut radeln kann. In Alt Zeschdorf liegt auch der beste Zeltplatz „Seecamp am Oderbruch“, viel Platz direkt am See, sehr freundliche Pächter mit sauberen Sanitäranlagen und kleinem Restaurantbetrieb. Natürlich wären wir noch weiter geradelt über Ratzdorf, wo die Neiße in die Oder mündet, nach Görlitz, vielleicht nach Zittau. Doch dann ist eben eine Speiche in Andreas Hinterrad gerissen. Da waren wir gerade im nicht so hübschen Eisenhüttenstadt. Natürlich ungeplant wie auch die Rückreise ab nachmittags. Da kann man dann schon mal stranden, weil Züge ja nicht die ganze Nacht fahren.

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