Es ist der Sound der zwanziger und folgenden Jahre, der gestern durch das Kleine Haus schallt. Längst ist die Band des „bezauberndsten grünen Gemüses von Münster“ Kult – und das nicht nur in Westfalen. Auf ihrer Deutschland-Tournee machen die Zucchini Sistaz, drei Damen in originell-grünen Kleidern und mit kunstvoll hochgesteckten Haaren, endlich bei uns Halt. „Falsche Wimpern – echte Musik“ heißt das neue Programm, mit dem sie – das darf man ruhig vorwegnehmen – das Publikum um den Finger wickeln.
Was es mit der echten Musik auf sich hat, erklärt die Frau an der Gitarre, Tina Werzinger dann auch – „dieses Lied hat keinen Text“ und schon stimmen auch Jule Balandat, die Frau am Kontrabass und Sinje Schnittker, musikalischer Allrounder, mit ein. Alle drei spielen nicht nur ihr Instrument, wobei das im Falle von „Schnittchen“ ständig wechselt, von der Posaune über die Trompete zum Xylophon, mal Kastagnetten oder – ein Weihnachtsgeschenk der beiden anderen Zuccköniginnen – auch eine Schwarzwurzel, besser bekannt als Klarinette. Alle drei singen auch und das machen sie so kurzweilig, dass man gar nicht genug bekommen kann. Zwischendurch kündigen sie ihr neues und erstes Kochbuch an. Das ist etwas, was ich im Regelfall nicht besonders schätze. Plötzlich entdecken Musiker, Schauspieler und Fußballer ihr Kochtalent, das gleich vermarktet werden muss. Doch bei den Zucchini Sistaz kann man das verzeihen, immerhin tragen sie das Gemüse ja schon im Namen, und außerdem ist die Küche ihr Proberaum, da verschmelzen die Fähigkeiten.
Dann plötzlich nähert sich von der Seite – Saxophon spielend – Intendant Ulrich Peters selbst. Zu Beginn hatte er noch die Bühne betreten und geulkt, dass es im Regelfall nicht Gutes bedeute, wenn der Intendant vor den Künstlern die Bühne betrete, dann aber abgewunken, er freue sich und wünsche gute Unterhaltung. Jetzt griff er also selbst zum Blasinstrument. Vor kurzem hatte er noch von seiner Ausbildung als Kfz-Mechaniker erzählt, aber mir später auf Nachfrage gestanden, dass dies nur ein Scherz gewesen sei – wer weiß? Und schon sind die Zucchinis wieder allein, machen sich über „Münsters Freiheit“ her – „das was ich will bist Du“ oder gar Herbert Grönemeyers „Männer“. In der Instrumentierung mit erkennbar weiblichen Stimmen und zunächst arg verlangsamt ist das ein ungewöhnlicher Hörgenuss. Zwischendurch wird immer wieder zum Mitklatschen animiert oder zum seufzen, zum wedeln, zum Ja-sagen, zum jubeln. Münsteraner sind harte Brocken, aber nicht hart genug für die Zucchini Sistaz. Ein schöner Abend.