Die Welt in Münster

Kai Eikermann sieht seltsam fremd aus, wie er da über die Bühne fegt, mit seiner Hose, die eigentlich nie richtig sitzt, mit Sonnenbrille, ein wenig apathisch, halt irgendwie unpassend. Und doch gelingt es ihm, freilich neben der Musik, die ja ohnehin Programm ist, Bindemittel in der neuen, letzten GOP-Show im Kalenderjahr zu sein. Gestern war Pressepremiere von „Funky Town“.

Eikermanns Körper ist selbst Instrument, dehnt sich im Takt immer wieder aus, während Fede Rimini an der Bass-Gitarre und am Keyboard und Robert Wicke an den Reglern und als Sänger für dass passende „Funky“ in der „Town“ sorgen. Zwischendurch wird Eikermann verkleidet eingefangen mit einem Zollstock, der als „Corona Distance Pole“ dient. Da hat das Auditorium noch Mitleid mit dem „armen Dietmar Kurt“ aus Osnabrück, der da auf die Bühne muss. Aber er erweist sich schnell als Könner, der die moves von Robert Wicke problemlos imitiert.

Neben Eikermann ist die Welt zu Gast in Münster: Habtamnesh Argaw aus Addis Abeba etwa, die tatsächlich 5 Bälle mit den Füßen jonglieren kann, und das macht sie so grazil auf der kleinen Metallbank, dass man manchmal vergisst, dass es sich nicht um Tischtennisbälle sondern um große Fußbälle handelt. Dabei vollführt sie allerlei Verrenkungen, die zweifellos auch stylische Tanzfiguren sind. Oder Emir Buhari aus der Türkei, der am Cyr erstklassige, hochkarätige, unglaubliche Performance zeigt. Zwischendurch hält er nur mit einer Hand am großen Rad die Körperspannung. Hoch hinaus geht es mit Luiza VorontSova und Dmitrii Vinokurov aus Russland, die Partnerakrobatik am Boden und am Trapez zeigen, und das so scheinbar mühelos, so innig, so aufeinander fixiert, so spannend und gespannt. Oder Tori Boggs aus den USA, die beim Seilchenspringen schon dazu zwingt, das Seil genau zu beobachten, so schnell geht das. Und dann immer wieder die tollen grooves, die Bassgitarre, die einem unter die Haut fährt. Die Show gestern war eine der besten, die ich bislang dort gesehen habe und inzwischen schreibe ich schon seit einigen Jahren über das GOP – Chapeau.

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