Münster – Norderney: 270 Kilometer mit dem Rad

Ganze zwei Tage habe ich es im Büro ausgehalten, so ohne Fahrtwind und Begegnungen, ohne Natur und Bewegung. Dann habe ich meinen Fahrradkorb abgeschraubt, der auf das Schutzblech drückte, Pedale erneuert, die von einem Sturz in Frankreich doch arg lädiert waren und schon ging es wieder los – diesmal nach Norddeich-Mole.

„Never change a winning team“ sagt der anglophile Fußballer, und so habe ich auch diese kleine Tour mit Andrea gemacht, am Dortmund-Ems-Kanal entlang, an Obstbäumen vorbei, an den wir stets halten müssen, um Geschmack und Konsistenz von Aprikosen, Äpfeln, Birnen, Pflaumen, Beeren zu prüfen, Schleusenanlagen, die wir umfahren müssen, etwa in Gleesen zwischen Emsbüren und Lingen, wo der Kanal in die Ems mündet. Hier wird zurzeit gebaut, und so ist es etwas tricky, die Anlage zu umfahren, zumal auch Brücken erneuert werden. Bei Hanekenfähr verlässt der Kanal die Ems schon wieder und fließt als Seitenkanal zum Ems-Hase-Kanal bis zur Einmündung in die Hase bei Meppen. In den letzten Jahren hat sich hier viel getan, breitausgebaute Radwege direkt am Wasser. Es scheint, dass auch die Planer erreicht hat, was immer mehr Menschen wollen. Die erste Nacht verbringen wir bei Radkilometer 125 auf einem schönen Zeltplatz in Haren, direkt an einem Fischteich und mit gepflegten Sanitäranlagen, von wo aus es früh morgens nach einem guten Frühstück in einer nahen Bäckerei weitergeht. Unser Tagesziel ist Norddeich-Mole. Geplant ist, dort die Nacht zu verbringen und mit einer der ersten Fähren nach Norderney überzusetzen, aber ach, etwa 15 Kilometer vor dem Ziel überfällt uns ein kleiner Schwächeanfall in Marienhafe. Und während wir da am Straßenrand stehen und überlegen, ob wir jetzt ein Zimmer nehmen, ob wir 8 Kilometer zurückfahren zum Zeltplatz am großen Meer oder die Distanz bis Norddeich-Mole noch schaffen, kommt Beate auf uns zu, die eben ihren Dienst in der örtlichen Apotheke beendet hat. Wir könnten bei ihr im Garten zelten, sagt sie und führt uns in einen fast paradiesischen Obstgarten, deckt den Tisch, kocht – abwechselnd mit ihrem Mann -Unmengen an Ostfriesentee, den ich leckerer nie getrunken habe. Der erwachsende Sohn des Hauses, der übrigens in Münster studiert, ist während der Semesterferien auch zu Hause. So gibt es eine Vielzahl von Berührungspunkten, und am nächsten morgen geht es nach ausgiebigem Frühstück und langer Abschiedszeremonie auf die letzte Etappe, auf der wir mit der Fähre die jetzt breite Ems überqueren – von Ditzum nach Petkum. Tatsächlich steht in Norddeich-Mole die nächste Fähre nach Norderney schon bereit, und unmittelbar nach uns wird die Brücke hochgezogen.

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