Spielzeiterwachen unter Corona-Bedingungen

Den Anfang machen die Tänzer*innen mit Hans-Henning Paars Choreografie „Dis-Tanz“ und zeigen gleich, wie man es am besten macht: man baut den Virus ein – freilich nur spielerisch. Tanz mit Abstand ist schon schwierig, und doch gelingt es, Anmut zu zeigen, selbst als in Plastik verhüllte Figuren das Bild prägen. Intendant Ulrich Peters lässt es sich zwar nicht nehmen, einen Rückblick auf die vergangene Saison zu werfen, die ja bis zum Corona-Aus am 13.03.2020 erfolgreich verlaufen sei. Aber eigentlich schaue er viel lieber nach vorn: „Schließlich“, so Peters „heißt es ja Spielzeiterwachen und nicht Spielzeiteinschlafen“.

Und dann folgen Auszüge aus den aktuellen Premieren, zunächst nur bis Dezember. Man hofft ja immer noch auf „Corona-Entwarnung“, muss aber auch mit einer Verschlechterung der Lage rechnen. Mit der Hochzeit des Figaro hat sich das Opernensemble eine Mozartoper vorgenommen, die nur konzertant gespielt wird. Gregor Dalal singt eine Arie und erntet besonderen Applaus. Man merkt einfach, wie sehr das Theater und insbesondere die Oper vermisst wird, alldieweil das Sinfonieorchester, arg ausgedünnt, mit großen Abständen und hinter Plexiglas sein Bestes gibt. Insgesamt darf der Abend nur 70 Minuten dauern und zwar jeder Abend, so eine Corona-Auflage. Das führt dann eben dazu, dass man die Hochzeit des Figaro auf zwei Abende verteilen muss. Gestern Abend ging es im Sauseschritt durch die Produktionen, das Junge Theater schien mir etwas langatmig mit dem Zinnsoldaten und der Papierkönigin aber ich gehöre ja auch nicht zur Zielgruppe. Richtig beeindruckt war ich von den beiden Neuzugängen Marlene Goksch und Julian Kluge von der Schauspielschule Leipzig, die einen Auszug aus Tschechows Möwe spielten, so energisch voller Hingabe. Vermutlich hat das Theater Münster da einen guten Griff getan oder wie Ulrich Peters es sagt: „Wir haben mit der Schauspielschule Leipzig gute Erfahrungen gemacht“ Die Dreigroschenoper, Deutsche Feiern, Furor, Seele essen Angst auf, Vorsicht ansteckend. Mein Respekt für die Theaterleute, die immer wieder reagieren müssen und trotz allem noch so viele Produktionen auf die Beine stellen. Ich freue mich auf die neue Spielzeit.

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