abgerechnet wird zum Schluss

2019 – geht es nach Harald Funke, Thomas Philipzen und Jochen Rüther (oder kurz Storno) sind wir im vergangenen Jahr durch ein schwarzes Loch in ein Paralleluniversum gefallen. Anders lasse sich das Jahr kaum erklären. Und immerhin gibt es ja auch ein erstes Foto von einem schwarzen Loch, das Harald Funke zwischendurch mit einem Schokodonut verwechselt. „Die Abrechnung 2019“ habe ich mir gestern im H1 angesehen.

Aber es geht freilich auch eine Nummer kleiner, zum Beispiel mit dem 50-jährigen Jubiläum der Sesamstraße. Da schwadroniert Philipzen über die beiden Gestalten Ernie und Bert, der eine lang und spröde, der andere untersetzt und einfältig, schon betreten der großgewachsene Rüther und der eher kurzgeratene Funke durch die Seitentür die Bühne – welch eine Anmoderation. Wie immer geht es in der Hauptsache um die politischen Figuren auf der Weltbühne oder in der „einzigen Hauptstadt mit einem CO2-feien Flughafen“, um Populisten wie Donald Trump „dem Mann mit einem Gesicht wie eine Orange, auf dem ein Eichhörnchen explodiert ist“, der die Queen beim Staatsbesuch mal eben vom roten Teppich schubst, und die auffallende Ähnlichkeit mit Boris Johnson. „Gleiche Baureihe“, setzt Funke hinzu. „Eh alles von Putin gesteuert“, sind sich die Stornos einig und untermalen das auch musikalisch“. Neben den gut gesetzten Gags und der nonverbalen Komik wie insbesondere die Schlaksigkeit von Philipzen, sind es die Lieder, instrumental unterstützt mit Gitarre, Ukulele und Keyboard, die das Auditorium vereinnahmen. Wenn Peter Maffay über den Jugendwahn singt, der mit Hilfe der Internetapotheke ins Kindesalter zurückführt oder unsere Bundesbildungsministerin „Kaliczek aus Brochterbeck“ unfreiwillig herhalten muss, dann ist nicht nur sehr lustig sondern auch musikalisch überzeugend. Flintenuschi und AKK sind selbstverständlich ein Thema, und schon skizziert Philipzen einen Angriff der sowjetischen Atom-U-Boote bei gleichzeitiger Unterstützung chinesischer Tarnkappenbomber. Einziger Ausweg: in Kiel wir der Anker der Gorch Fock gelichtet, jenes 130 Millionen teuren Segelschulschiffes, bei dem allerdings die Segel nicht gehisst werden können. Ganz anders Greta Thunberg, die immerhin nach Amerika gesegelt ist, wenn auch nicht mit der Gorch Fock. „Die tut was“, sagt Rüther. „Ansonsten hieße sie wohl auch Greta Lassenberg“, antwortet Funke augenzwinkernd. Mit Maria 2.0 geht es in den Vatikan, ein Marsch westfälischer Landfrauen „wie einst Hannibal über die Alpen“. Und wenn die katholische Lehre Frauen aus Westfalen unterschätze, dann begehe sie einen Kardinalfehler, weiß Funke aus eigene leidvoller Erfahrung zu berichten.

Zweieinhalb Stunden kurzweiliges Programm – kein Wunder, dass die Vorstellungen ständig ausverkauft sind.

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