Der Union Jack im Bühnenrücken, links und rechts Wachstübchen wie am Buckingham Palace, selbst das Orchester trägt die Landesfarben, rote und lila Kleider viele Damen, weiße Hemden und Fliegen die Herren, blau ist eh überall – das traditionelle Neujahrskonzert mit der Götz Alsmann Band und dem Sinfonieorchester Münster ist diesmal very british.
Und wenn Alsmann mal so richtig in Fahrt kommt, von Edgar Wallace und dem „Frosch mit der grünen Maske“ erzählt, vom Verbrechen, das ja für Great Britain typisch sei, von Eva Pflug, die „nachts im Nebel an der Themse“ sang, dann kann er sich – so der Entertainer selbst – auch mal berauschen an der eigenen Moderation. Eigentlich war nämlich Bill Ramseys „Maskenball in Scotland Yard“ vorgesehen – der Bobby kriegt ne Nase, der Billy einen Bart. Diese kleinen Fehler, die er mit soviel Selbstironie verpackt, machen Götz Alsmann einfach einzigartig. Immer hat er die Lacher auf seiner Seite. Und natürlich großartige Musiker wie den Mann an Vibra- und Xylophon Altfrid M. Sicking, der einige Solopartien spielt und dessen Klöppel so scheinbar mühelos treffsicher auf den Platten landen. Zwischendurch gibt es eben auch Erklärungen zum Ursprung des „Last Night of the Proms“, die „Promeande concerts“, die Spaziergang-Konzerte, die bis ins 18. Jahrhundert zurückreichen. Der Schwerpunkt liegt selbstverständlich bei der Musik, die die Götz Alsmann Band auch nicht ganz alleine bestreitet. Das ist ja auch das erste Neujahrskonzert unter der Ägide von Generalmusikdirektor Golo Berg, der es schwer hat in der Nachfolge von Fabrizio Ventura. Das Orchester ist toll, auch Bergs Leitung, einwandfrei, unaufgeregt, aber eben auch ohne jenen Glamour-Effekt, der beim letzten Neujahrskonzert bestimmend war. George Gershwin, a foggy day in London town, in deutscher Übersetzung „der kleine Park in der großen Stadt“ – es gibt keine Musikstücke, zu denen Alsmann nicht historisch Erhellendes oder zumindest Lustiges sagt. Und das lieben die Menschen im ausverkauften Theater – immerhin fanden ja gestern sogar zwei Konzerte statt, eines nachmittags um vier, eines am Abend. Mal spielt er Klavier, mal Akkordeon, meistens redet der Entertainer. Zu Sir Hubert Parrys „Jerusalem“ soll das Auditorium mitsingen, der Text wird extra oben eingeblendet, doch so recht kann man niemanden hören, der die Stimme erhebt. Kleine Bonbons gibt es aber doch noch, ein paar mal spielt das Orchester kleinere Stoßseufzer im Nachgang zur Götz Alsmann Band. Und einmal, bei Eric Coates oder Sir Edward German wirkt es fast so, als wollten Orchester und Band sich eine battle liefern, wer länger spielt. Ein insgesamt schöner Abend, bei dem man sich wünscht, dass Golo Berg ein bisschen mehr Ernsthaftigkeit in der Kabine lässt – aber das kommt vielleicht noch.