Zwischen Tradition und Moderne

Natürlich darf „moon river“ nicht fehlen, jener sehnsuchtsvolle und melancholische Titel aus „Frühstück bei Tiffany“, als die dreizehn vietnamesischen Artisten richtig in Fahrt kommen. Denn immerhin geht es ja um den Mond, der sich im Fluss spiegelt in den neuen GOP-Show Sông Tràng. Meistens aber zeigen sich die Künstler zu Klängen aus ihrer asiatischen Heimat.

Und diese Verquickung zwischen Tradition und Moderne zieht sich durch die Show. Regisseur Knut Gminder begrüßt das Auditorium selbst, in Vertretung der Produktionsleiterin, die kurzfristig ausgefallen ist. Er fühlt sich erkennbar unwohl dabei, was seinen Worten allerdings einen besonderen Charme verleiht und so ganz im Gegensatz zur Professionalität der Artisten steht. Eine Bambusbrücke führt über den Fluß, dessen Bedeutung für die Menschen durch bunt flatternde Tücher deutlich wird, ein Junge angelt mit einer einfachen Rute, auf dem Kopf jener Hut in runder Dreiecksform, der kennzeichnend für das südostasiatische Land ist. Man hört das Quaken der Frösche und schon beginnt ein „Frosch-Formationstanz“, bei dem die Tänzer ihre Beine wie Schwanzflossen in die Luft strecken, sich wie Frösche in anmutiger Choreografie bewegen. Schon geht es hoch in die Lüfte an Trapez und Ring. Vier Artisten ziehen die Turngeräte mit Muskelkraft in den Bühnenhimmel, in dem leichtfüßiger Paartanz, emotional verschlungen und spanungsgeladen gezeigt wird. Das bestimmende Objekt bleibt indes die Bambusbrücke, die immer wieder als Turnmagnet dient, ob alle Künstler sich in einem ausgeklügelten System über relativ große Entfernungen hinweg Hüte zuwerfen und wieder auffangen, um sie direkt weiterzuwerfen, oder ob die Artisten aus einer Lotusblüte herauswachsen, farbenfroh in Purpur und grün. Ein wenig stört der Tourist mit dem Smartphone, auf der ständigen Suche nach einem geeigneten Selfie, doch er erweist sich als Artist, der noch im Fallen von der Brücke auslöst.

Eine gelungene Show, die anders ist als andere, allein schon durch die geografische Herkunft der Künstler, nicht bunt zusammengewürfelt wie ansonsten, thematisch klar zeigt sie ein Land, das durch seine Geschichte bekannt ist und sich eben doch öffnet und scheinbare Gegensätze vereint.

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