Wer den Wahl-New Yorker Scott Matthew nur kennt von Datenträgern, erwartet sicher ein emotionales, melancholisches Live-Konzert, bei dem die ein oder andere Träne rollt sowohl beim Musiker als auch beim Publikum. Immerhin geht es ja meistens um Liebe und Sam Tyler an der Bratsche verstärkt die Wirkung. Doch dieses Konzert ist vielmehr. Eine Liebeserklärung an die Unvollkommenheit der Menschen, eine witzige, selbstironische Performance, die Matthew mit seinen Musikern heute im Pumpenhaus gab.
Gray Cigale am Keyboard und Jörg Esser an Bass, Gitarre und Xylophon komplettieren das Kleeblatt, das sich zurzeit auf Tournee durch Deutschland und Österreich befindet. Matthew, gebürtiger Australier, singt schon sehr gefühlvoll von den verschiedenen Arten der Liebe, etwa von der Liebe zu seinem Vater – „where I come from“, von der Liebe zu New York – „East Side“ oder seiner Heimat Australien. In der Hauptsache geht es aber natürlich um die Liebe zwischen Mann und Frau oder Mann und Mann oder Frau und Frau. Viele Titel sind von seinem neuen Album „Ode to the others“ und wenn Matthew dann den culture-club-Klassiker „do you really want to heart me“ interpretiert, sind restlos alle geflasht. „The wonder of falling in love“ – Matthew wird regelrecht geschüttelt von einem Lachanfall, als die letzten Töne verklingen.: „Loove, it sounds like an old frog“. Er nimmt`s auf seine Kappe, auch wenn alle anderen Musiker mitsingen. .“Anyway“, grinst er in sich hinein und schon erzählt er von seinem Hobby, dem Besticken von Taschentüchern, „like a victorian old woman“ lacht er ins Mikro. Die vier Musiker sorgen für ausgesprochen gute Laune beim Publikum, egal ob Matthew von seinem Onkel Paul singt, der noch vor seiner Geburt nach Sri Lanka emigriert ist oder den Protestsong „no place called hell“ zum Besten gibt. Immer wieder tauschen die Musiker auch die Instrumente, Bass- in Akustikgitarre oder Ukulele, dann imitiert Gray Cigale eine Mundharmonika täuschend echt und Jörg Esser greift zum Xylophon, dass man allerdings nur mit viel Fantasie hört. Dazu gibt es eine abwechslungsreiche Beleuchtung, mal orange oder blau vom Bühnenrücken, dann wieder hell von unten. So entsteht oft ein ganz anderer Eindruck, Dass am Ende der ganze Saal mitsingt, ist da fast schon zwingend: „I want to be with somebody, with somebody who loves me. I want to feel the heat of somebody“. Ein bisschen Trockeneis und fertig.. Ein toller Abend, der die Akkus auflädt. Solche Momente braucht`s.