Es ist gute Tradition, dass Götz Alsmann mit seiner Band und dem Sinfonieorchester Münster das neue Jahr begrüßt. Jedes Mal steht dabei ein anderes Land im Fokus. Das ist nicht erst so seit Golo Berg Generalmusikdirektor ist. Ich kann mich daran erinnern, dass Fabrizio Ventura Spaghetti gekocht hat, während der Entertainer das Auditorium mit Verdis Nabucco unterhalten hat. Diesmal war das Neujahrskonzert indes den USA gewidmet, „Go West“hieß es gestern zum dritten mal im Großen Haus.
Und Alsmann erklärt auch gleich, dass man sich vor zwei Jahren Großbritannien gewidmet habe, ausgerechnet – angesichts des Brexit aus Mitleid – und das sei diesmal nicht anders, eine Anspielung auf Trump und vielleicht auch die kriegerische Auseinandersetzung mit dem Iran. Und in der Folge brennt der Mann mit der Haartolle ein musikalisches Feuerwerk ab, das – quasi als Intro – mit der Filmmusik von Bonanza beginnt. Diese großartige Musik von Jay Livingston und Ray Evans zu Amerikas zweitlängster Serie spielt das Orchester, bei dem die Damen wie immer in landestypischen Farben erscheinen, nicht allein. Götz Alsmann greift beherzt zur E-Gitarre, nachdem er den Beginn der Serie so plastisch geschildert hat. Die brennende Landkarte, in der sich die Flammen von innen nach außer fressen, Ben Cartwright, Hoss, Little Joe, Adam auf Pferden – schon wähnt man sich wieder in den siebziger und achtziger Jahren. Das klingt so vertraut und doch voller, satter. Immerhin spielt ein ganzes Orchester. Dann holt Alsmann seine Band auf die Bühne, großartige Musiker, an den Percussions Markus Passlick, Rudi Marhold am Schlagzeug, Alfrid M. Sicking am Xylophon und am Bass Ingo Senst. Mit solch einer Verstärkung kann Alsmann aus dem vollen schöpfen und er tut es auch. Wie ein Panther läuft er von rechts nach links über die Bühne, voller Energie und stets zu Späßen erlaubt, oft mit kleinen Sticheleien auf Golo Berg, der sein Orchester zu Höchstleistungen antreibt. Keine bösen Sticheleien, und das ist ja auch das Konzept, dass Alsmann das Entertainment übernimmt. Trotzdem hätte ich mir manches mal gewünscht, dass Golo Berg selbst öfter zu Wort kommt, denn der Generalmusikdirektor hat selbst wunderbare Unterhaltungsqualitäten. Natürlich ist das musikalische Wissen, das Alsmann immer wieder einstreut, sind die Erklärungen, die er zu Musikstücken gibt, schon klasse. Und dann spielt er ja auch selbst, neben E-Gitarre, natürlich den Flügel und das Banjo, von dem erzählt, dass dies das erste Instrument gewesen sei, das er seiner Mutter im Schaufenster gezeigt habe. Sie habe das deutsch ausgesprochen und er, der kleine Götz, erst viel später erfahren, dass dies ein amerikanisches Instrument sei und man das eben auch so ausspreche. Alsmann und seine „original westfalian hawaii boys“ entführen das Publikum in die Karibik, wo es die Ukulele und die Hawaiigitarre kennenlernen. Wer im übrigen bei seiner Band die Baströckchen vermisse, sei darauf hingewiesen, dass dies eine Abendveranstaltung sei und die Herren die Röckchen unter dem Anzug trügen. Jim Hanson und Sam Pottles Musik aus der Muppet-Show, die Filmmusik von den glorreichen sieben, jenem Western mit den legendären Steve McQueen, Yul Brynner und Charles Bronson, Stars and Stripes forever, grandiose, oft für Werbung missbrauchte Musik, riders in the sky auf deutsch, das alles wird verquickt zu einem wunderbaren Abend, der ohne Ennio Morricones „once upon a time in america“ allerdings nur halb so schön gewesen wäre. Da nimmt das Orchester die Menschen gefangen, die am Schluss immer weiter applaudieren, aufstehen, sich wieder setzen, als eine Zugabe gespielt wird, wieder aufstehen und nicht aufhören wollen, die Musiker*innen herauszuklatschen.