der Sturm ist eher ein laues Lüftchen

Wenn der Luftgeist Ariel mit dem Jetski um die Insel kurvt, Wasserfontänen ausstoßend, wenn rote, lila, blaue Scheinwerfer sogar unter Wasser scheinen, wenn ständig irgendwer im Hafenbecken schwimmt, dann ist es mal wieder Zeit für Shakespeares „Der Sturm“. Gestern Abend zeigte das Borchert-Theater in einer aufwändigen Außeninszenierung vom Intendanten Meinhard Zanger Shakespeares Spätwerk.

Natürlich ist die Umgebung imposant, auf der gegenüber liegenden Hafenseite genießen viele Menschen den warmen Sommerabend, flanieren an der Mole oder genießen das ein oder andere Getränk. Und davor befindet sich eben jene Insel, auf die Prospera (Monika Hess-Zanger), Herzogin von Mailand geflohen ist, nachdem ihr Bruder sie gestürzt hat. Dass in Shakespeares Original die Rede von Prosperon ist, also einem männlichen Herzog, ist Freiheit der Inszenierung.. Prospera jedenfalls hat sich mitsamt ihrer Tochter Miranda die Insel eingerichtet, Untertan gemacht. Dienstbar zur Seite steht ihr dabei Ariel, die in der Schuld von Prospera steht. Ein gewisses Talent zur Zauberei beweisen beide, Jannike Schubert als Ariel ist der Star, wenn man das so sagen kann. Es ist nicht nur die Art, wie sie mit dem Yamaha-Wassergefährt ordentlich Radau macht, sondern sie zeigt subtilen Witz, Tanzeinlagen und ist dabei doch emotional, wie sie um ihre Freiheit kämpft, aus der „Leibeigenschaft“ von Prospera befreit werden will und dafür allerhand auf sich nimmt. Andere Personen werden völlig überzeichnet, etwa der Hofnarr Trinculo in seiner schillernd-bunten Kostümierung. Manchmal wirkt das ein bisschen wie Slapstick. Es gibt noch ein Reihe von weiteren Personen, den König von Neapel und dessen Sohn Ferdinand (Bastian Sesjak) zum Beispiel.. Letzterer ist auf der Insel gestrandet und verliebt sich in Miranda, ein bisschen hat der Zauber auch geholfen. Das ist schon komisch, wie Miranda Ferdinand anhimmelt (so etwas habe ich noch nie gesehen). Man möchte rufen: „Sieh Dich um“. Nach und nach kommen alle Beteiligten auf die Insel und es kommt zum großen Finale, das passend zur Gesamtinszenierung mit ordentlich Lichteffekten und Feuerwerk schließt.

Ein schönes Bühnenbild allein macht es noch nicht, Special effects und ein Jet Ski sind nett, jedoch macht das Theater aus? Viele Figuren sind blass geblieben, insgesamt eher ein laues Lüftchen als ein Sturm.

 

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