Dass Generalmusikdirektor Golo Berg temporär mit dem Entertainer Götz Alsmann zusammenarbeitet, merkt man. Denn diese Unterhaltungsqualitäten hat er früher nicht gehabt. Vielleicht tue ich ihm auch Unrecht, dann hat er sie aber verfeinert. Wenn der arme Mann im schwarzen Zwirn das üppige Sinfonieorchester in Münsters Großem Haus zwischen Bach, Beethoven und Bruckner changieren lässt, zwischendurch allerlei Unterhaltsames und Wissenswertes über die Komponisten und politischen Zeiten erzählt, dann schwitzt man förmlich schon aus Solidarität. „Directors Preview“ hieß es gestern Abend – einmal durch die Konzerte der neuen Spielzeit. Ein besonderes Bonbon erwartet das Auditorium nach der Pause.
Mit Filmmusik beginnt der Abend und so endet er auch, mit John Williams, auf den Golo Berg große Stücke hält „Man wird Ihn später als einen der größten Komponisten des 20. Jahrhunderts in Erinnerung behalten, während andere, die sich auch dafür halten, längst vergessen sind.“ Mit der Musik von E.T. – raumgreifend mit der ganzen Kraft eines vollen Orchesters mit 4 Bässen – setzt das Sinfonieorchester gleich mal eine Duftmarke. So richtig zum lümmeln im Theatersessel kommt das Publikum nicht. Denn schon hält Berg einen kleinen Vortrag über das spanisch besetzte „Holland“ und Beethovens berühmt gewordene Schauspielmusik zu Goethes Egmont „ein Held, mit dem sich Beethoven identifizieren konnte“. Die Musik setzt ein, als Egmont im Kerker an Ketten gefesselt ist, Wehmut, Trauer, Angst, Schmerz. Die Musik gibt wieder, was viele Menschen fühlen, aber nicht in Worte kleiden können.
Und dann kommt der rumänische Solotubist Daniel Muresan, baut völlig unaufgeregt sein Instrument neben dem schwitzenden Musikus auf. Er ist ja auch Solist, braucht also eine herausgehobene Position. Der Direktor erklärt noch, dass Muresan als Solist das zehnte Sinfoniekonzert spielt – John Williams Tuba-Konzert.“ Das sollte schon längst gespielt sein, doch dann kam Corona und später eine Erkrankung des Solisten“. Ich dachte immer, Geschwindigkeit sei anderen Instrumenten vorbehalten, etwa der Geige oder der Flöte – aber eine Tuba, die ist doch schwerfällig, brummt ein bisschen und das war`s. Mitnichten. Ich habe noch nie jemanden so schnell spielen hören und sehen - auch wenn es sich bei dem Stück nicht um John Williams handelte, sondern um einen rumänischen Tanz. Schnell, sicher, schön. "Wir haben direkt die Zugabe gespielt", setzt Berg mit einem Augenzwinkern hinzu. Bis zum Tuba-Konzert von John Williams ist ja noch 11 Monate Zeit, und die Musiker müssen noch etwas proben. Emilie Mayer, Carl Philipp Bach, Julius Otto Grimm, Anton Bruckner. Letzterer wird im Franziskanerinnen Mutterhaus gespielt, weil "Wir Musiker schon gerne eine neue Musikhalle hätten mit guter Akustik". Kurz spielt das Sinfonieorchester Bruckner noch an - dann beschließt Berg mit dem Filmmusik aus dem Film Casablanca von Max Steiner. Stilecht wendet er sich an seinen Pianisten: "Spiel
`s noch einmal Sam“ . Im Neujahrskonzert spielt dann Götz Alsmann das Klavier. Als Zugabe gibt es noch die Filmmusik aus Jurassic Park an einem Abend, der sich für die Besucher sicher gelohnt hat.