Schade, dass Daniel Muresan erkrankt ist. Eigentlich wollte sich der gebürtige Rumäne gestern als Solo-Tubist mit John Williams Konzert für Tuba und Orchester im Großen Haus vorstellen. „Wir haben überlegt, ob wir einen anderen Solisten einspringen lassen“, sagt Generalmusikdirektor und Dirigent Golo Berg gleich zu Beginn. Schließlich hat man sich doch dagegen entschieden und das 10. Sinfoniekonzert etwas eingedampft und ohne Pause gespielt.
Den Anfang machte das Orchester mit Zoltán Kodálys Sommerabend, ein weitgehend unbekanntes Stück, das zuvor nicht mal den Musikern geläufig war. Durchaus gekonnt gespielt, doch etwas schwer, be- und aufgeladen. Aber das war nur ein Viertelstündchen und schon spielte das jetzt üppig besetzte Orchester Gustav Mahlers 1. Sinfonie. Die vier Sätze des österreichischen Komponisten aus dem Übergang zur Spätromantik retteten den Abend, auch Golo Berg fühlte sich sichtlich wohl, wie er da mit den Streichern, Flötistinnen und Fagottisten interagierte. Ich selbst bin eine ganze Zeit wie in einer Trance gewesen, der erste Satz ist wie ein Naturlaut, im Anfang sehr gemächlich. Erst als sich zu Beginn des zweiten Satzes die Bratsche etwas brachial einbrachte, war ich wieder ganz da. Überhaupt gab es eine Menge Brüche in der Sinfonie, die das Ganze aber nicht zu gefällig machten. Mahler hatte seiner Zeit bei der Uraufführung kein leichtes Spiel, denn die Harmonielehre war ganz anders. Beim Publikum fiel die Sinfonie seinerzeit erstmal durch. Wie anders in Münsters großem Haus – standing ovations – und trotzdem warten wir auf Daniel Muresan.