noch eine Stunde Figaro

Wenn man normale Opernabende kennt, führen die Coronabeschränkungen schon zu ungewohnten Abläufen. Der Abend gestern setze da ein, wo er Freitag beendet wurde: Orchester im Bühnenrücken, durchsichtige Stellwände, Ronny Scholz im ersten Rang als Erzähler.

Das, was ich über die ersten beiden Akte von Freitag schon schrieb, gilt für die ganze Oper, dass nämlich Mareille Murphy als Susanna der Oper den Stempel aufgedrückt hat. Die Braut von Figaro singt so kraftvoll, so emotional, so wunderschön, dass ich mich selbst dabei ertappe, einfach „wegzubrezeln“, erst mit den letzten Tönen erwache ich irgendwie aus einer anderen Welt. Klasse, wie das Ensemble Spielfluss und Nähe in die Statik bringt. Das ist ja nicht ganz leicht bei den Vorgaben. Da wird mit Schneiderpuppen getanzt statt mit echten Menschen, Schilder erklären das ein oder andere und dann gibt es ja auch noch Ronny Scholz, dessen Passagen für meinen Geschmack zum Schluss doch etwas lang werden, wenngleich der Handlungsstrang natürlich verworren ist. Aber so ist das nun mal bei Opern: man kommt nicht wegen der Geschichte sondern wegen der Musik. Da stört es auch kaum, wenn man den Verwechslungsszenen im Schlossgarten nicht mehr folgen kann. Kathrin Filip hat mit Barbarina nur eine kleine Rolle und auch wenn sie hübsch aussieht in ihrem bunten Kostüm mit den rosa Ballerinas und herrlich das Klatschen der Ohrfeigen imitiert, so werde ich noch an anderer Stelle Gelegenheit finden, ihren Gesang zu rühmen.

Eine wunderbare Inszenierung, in der alle Beteiligten gekonnt und witzig mit den Corona-Schwierigkeiten umgehen.

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