Heute Nacht oder nie

Wenn Jupiter in Gestalt einer Fliege um Eurydike brummt und Liebesschwüre säuselt, wenn die beiden Füchslein im fuchsroten Paillettenkleid ihre Strategie besingen, während Jäger Gregor Dalal donnert „Hab ich`s nicht gewusst“, dann werden wir uns gestern Abend in Münsters großem Haus befunden haben. „Heute Nacht oder nie“ ist das Programm untertitelt und soll einen Überblick über die Opern der neuen Spielzeit geben.

Links und rechts am Bühnenrand stehen ein paar Bäume mit geheimnisvollem Eingang in die Unterwelt bereit, im Bühnenrücken plätschert eine Kaskade durch Farngewächse, davor spielt das Sinfonieorchester unter Leitung des ersten Kapellmeisters Henning Ehlert. Intendantin Katharina Kost-Tolmein lässt es sich, im blauen Abendkleid, nicht nehmen, selbst durch das Programm zu führen. Das macht sie kurzweilig, sympathisch, kenntnisreich. Der Abend gehört aber natürlich den Sängerinnen und Sängern, die Arien solo, im Duett oder gar zu viert singen, etwa Garrie Davislim, der enttäuscht zum besten gibt „la fleur, que tu m`avais jetée“ aus Carmen. Die Bizet-Oper läuft ja schon eine Zeit lang im Programm, und – auch wenn ich persönlich finde, dass Wioletta Hebrowska nichts die allerbeste Besetzung für Carmen ist, in den Ausschnitten macht Hebrowska es nicht schlecht. Sie singt auch mit Yeaseul Angela Park in Janáceks „schlauen Füchslein“ – sehr rührend die beiden, in Humperdincks Königskindern und später im leichtern Operettenteil. Großen Applaus bekommt sie vom münsteraner Auditorium. „Heute Nacht oder nie“ – Mischa Spolianskys Filmmusik aus den dreißiger Jahren und namengebend für das Programm darf Garrie Davislim vertonen. Im Auszug aus dem dritten Akt von Puccinis „la Bohéme“ sind schließlich auch Anna Schoeck, Johan Hyunbong Choi und Yeaseul Angela Park mit von der Partie. Ein bunter Abend, der Appetit auf mehr macht – wenn nur die Inszenierungen nicht wieder so eigenwillig und lieblos zusammengeschustert werden. Ich war jedenfalls ziemlich enttäuscht von der letzten Spielzeit.

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