bunte Pizza statt blasse Carmen

Eigentlich, sollte man meinen, ist diese wunderbare Musik in der Oper von Georges Bizet doch beinahe Garant für Erfolg, selbst wenn der Komponist selbst von dem Weltruhm nichts mehr erfuhr. Denn Bizet verstarb kurz nach der wenig erfolgreichen Uraufführung in Paris im Alter von nur 36 Jahren. Weshalb war die Oper anfangs nicht erfolgreich? Zu radikal war wohl Bizets Abkehr von der gewohnten Form der Opéra-comique. Doch selbst Opernmuffel kennen die Musik aus der Werbung. Gestern also wagte sich das Theater Münster an den Stoff: Premiere von Carmen unter Regie von Andrea Schwalbach und unter musikalischer Gesamtleitung von Generalmusikdirektor Golo Berg.

Von Beginn an habe ich gehadert mit dem fantasielosen Bühnenbild, von dem ich dachte, dass es sich ändern wird, wenn sich erst weitere Vorhänge öffnen, wenn sich erst die Dramatik steigert, wenn in Arien und Duetten die Emotionen fließen. Doch es blieb bei gelblichen Stelen oder einem schwarzen Vorhang in Ebenholzoptik. Und Laurent Arcaro in einer Doppelrolle konnte sich noch so abmühen, die wenig überzeugende Wioletta Hebrowska in der Rolle der Carmen drückt der Oper den Stempel auf. Ihr mag man die Rolle als „männermordender Vamp“ so gar nicht abnehmen. Gesanglich war das in Ordnung, doch musste man sich schon fragen, weshalb ihr all die Männer zu Füßen lagen, keine Ausstrahlung, kein Sexappeal, kein Feuer – nicht mal ihr Kostüm war besonders. Das wirkte eher wie eine Probe. Aber auch Garrie Davislim in der männlichen Hauptrolle als Sergeant Don José blieb hinter seinen Möglichkeiten zurück, blass, wenig Emotionen, kein heißblütiger Liebhaber. Im Duett mit Micaela, die seine Mutter für ihn ausgesucht hat, vermochte er seine Entscheidungsschwierigkeit zwischen beiden Frauen nicht so recht transportieren. Übrigens fand ich Robyn Allegra Parton in der Rolle der schüchternen, jungfräulichen Micaela klasse, gut gesungen und die Aufregung der ersten Liebe verbal und nonverbal anschaulich vermittelt.

Insgesamt allerdings war die Enttäuschung so groß, dass ich in der Pause das Theater verließ und lieber Pizza essen ging.

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