Skandinavien zum neuen Jahr

Mit Götz Alsmann war ich schon in Frankreich, Italien, Österreich, in Großbritannien und heute beim Neujahrskonzert im Großen Haus entführte er das Auditorium nach Skandinavien, nach Dänemark und Schweden, nach Finnland und Norwegen. Dass Alsmann ein begnadeter Entertainer ist, weiß man natürlich. Und so spannte er auch beim ersten von insgesamt drei Neujahrskonzerten einen tollen Bogen von Astrid Lindgren bis Abba, von John Lennon über Fabricius-Bjerre zu Edvard Grieg, von Heino Gaze über Stenhammar zu Sibelius. Wie immer hilfreich zur Seite stand ihm seine Band und das Sinfonieorchester Münster unter musikalischer Leitung von Golo Berg. Einige Damen des Orchesters trugen gewagt rot und blau als Verbindung zu den Nationalfarben der skandinavischen Länder. Neu hingegen waren zwei junge Sängerinnen; Alwin Fröhlich als Michel und Franziska Arnold als Pippi.

Die beiden, das darf man vorausschicken, machten ihre Sache so gut beim Astrid-Lindgren-Medley, dass man schon aus Spritzbeton hätte sein müssen, um keine Rührung zu spüren. Beide kamen abwechselnd auf die Bühne geschlendert und sagen dann mit glockenklarer Stimme den Part von Michel aus Lönneberga und Pippi Langstrumpf, unterbrochen nur von Götz Alsmann, der den Karlsson vom Dach gab. Das Ganze natürlich begleitet von einem wie immer fantastischen Sinfonieorchester. Das Konzert begann aber mit Friedrich Kuhlaus Ouvertüre zu Elverhoj. Kuhlau war ein deutsch-dänischer Komponist, der in in der Schauspielmusik zu Elverhoj viele dänische und schwedische Volksmelodien verwendete. So war das Publikum schon mal auf Betriebstemperatur und befand sich musikalisch in der richtigen Region. Erst nach dieser Ouvertüre betrat der Entertainer die Bühne, lief von rechts nach links, während er Wissenswertes über die Komponisten preisgab oder auch aus seiner Vita erzählte, etwa als er 1976 im Bundeswehrkrankenhaus von Wesel lag und dort im Radio zum ersten mal Abbas Dancing Queen hörte, was zu einer Spontanheilung führte. Oder er kündigte Hugo Alfvén an, einen schwedischen Komponisten, dessen Namen er vermeintlich nicht richtig aussprechen konnte „es ist ja Presse anwesend – also muss das richtig sein“. Der norwegische Komponist Edvard Grieg geht unter die Haut, die Morgenstimmung mit dem stimmungsvollen Tagesanbruch im Hochgebirge, die Flöte suggeriert einen singenden Vogel und dann in der Halle des Bergkönigs, tief brummende Instrumente, vier Fagotte und ein Kontrafagott. Beide Stücke sind aus der Peer-Gynt-Suite. Zwischendurch kommt Alsmanns Band auf die Bühne, spielt einzeln oder mit dem Sinfonieorchester. Grieg haben sie sich auch vorgenommen. „Da Norwegen ja nun nicht gerade für heißen Tanz bekannt ist“, hat Alsmann Griegs „Anitras Tanz“ bearbeitet in einen Cha Cha Cha. Da braucht er seine Jungs Alfrid M. Sicking an Vibraphon und Xylophon, Ingo Senst am Bass, Markus Paßlick an den Percussion, Dominik Hahn am Schlagzeug. Na klar, alle bekommen Gelegenheit, ein eingebautes Solo zu spielen, und das passt einfach alles. Ganz zum Schluss spielt das Orchester noch als Zugabe Abbas Happy New Year. Und das wünsche ich auch.

Schreibe eine Antwort

Navigiere