Kein Zimmer frei im Boulevard-Theater

Ausgerechnet als Ferris ihre Schwester in der Funktion der Hotelmanagerin vertreten muss, hat sich ein Schreiberling angesagt, womöglich einer, der über Sterne im Hotelgewerbe entscheiden kann. So ganz genau weiß Ferris das nicht. Vor allem weiß sie auch nicht, welcher ihrer illustren Gäste über das Wohl und Wehe des Hotels bestimmen kann. Es gilt, denjenigen herauszufinden und besonders zu hofieren. Bis 12.März 2018 zeigt das Boulevard-Theater Münster noch Derek Benfields Komödie „Kein Zimmer frei“ mit Intendantin Angelika Ober als Francis Ferris und  unter Regie von Roland Heitz.

In dem Verwechslungsstück hat Ferris alle Hände voll zu tun, schließlich gilt es, nicht nur den Kritiker zu umgarnen, sondern auch die übrigen Gäste zufrieden zu stellen. Und das ist gar nicht so einfach – irgendwie scheinen sich alle zu kennen, aber sich auch nicht unbedingt wohlgesonnen zu sein. Und wer ist jetzt eigentlich mit wem verheiratet? Wer sucht nur Abenteuer? Wer bezieht das kleine Zimmer und wer die Hochzeitssuite? Klar ist nur, dass die Inszenierung große Ansprüche an die Technik stellt. Denn die Bühne ist quasi dreigeteilt: rechts die luxuriöse Suite mit Baldachin und Tütü, links das einfache Kämmerlein, in der Mitte Rezeption und Drehtür. Der Teil, in dem sich die Protagonisten aufhalten und spielen, wird jeweils beleuchtet. Was zu Beginn noch im übersichtlichen Zeitrahmen bleibt, nimmt im Laufe des Stückes an Geschwindigkeit zu. Immer öfter wechseln die Spielorte. Kompliment auch an die Schauspieler selbst, die nicht nur zwischen den drei Spielorten pendeln, sondern zudem auch noch zwei nicht sichtbare Badezimmer nutzen, in Besenkammer oder im Speisezimmer verschwinden – das muss man erstmal draufhaben. Und dann gibt es auch noch ganz verschiedene Typen:  Judy (Michaela Fleischer) betrügt ihren Mann und fängt ständig an zu heulen, der gehörnte Ehemann Edgar (Magnus Heithoff) wiederholt Aussagen mit männlichem Nachdruck und droht immerzu mit körperlicher Gewalt, Henry (Marc Zabinski)  ist eher ein Schisser, immer auf der Flucht, auch mal ohne Hose, Angela (Sylvia Agnes Muc) kann sich sexuell nicht ganz klar verorten und ertränkt ihr Leben in Gin Tonic mit Zitrone. Ein bisschen undankbar ist die Rolle von Mr. Johnson (Wolfgang Linnenbrügger), der statt einer Verdauungspille eine Viagra nimmt und fortan nur noch aufgegeilt über die Bühne läuft, ständig auf der Suche nach den Frauen. Überhaupt kann man das als Kritikpunkt anbringen, dass zu viel Sex-Wortspielereien  vorkommen (wann kommst Du?, ich hab`s ihr besorgt, Sex und 6). Das ist schade, denn im Grunde ist das ein unterhaltsames Stück im besten Boulevard-Sinne und das Ensemble mit Liebe dabei. Da braucht es keine ständigen Mehrdeutigkeiten.

 

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