Einzig ein Wasserglas steht auf einem kleinen Tischchen rechts. Von dem nippt Vera Deckers hin und wieder. Jeder andere wäre längst verdurstet. Doch die Kölner Psychologin kennt das und kennt vor allem sich selbst. Sie redet wie ein Wasserfall, der ohne Wasser auskommt. „Probleme sind auch keine Lösung“ heißt ihr Programm, auf dessen Titel sie nicht ohne Grund stolz ist. Gestern Abend stand sie vor vollem Haus auf der Bühne des Kreativhauses.
Rechtzeitig habe sie die Kurve bekommen und ihre originäre Berufstätigkeit verlassen sagt sie gleich zu Beginn, als sie spürt, dass die Stimmung beim Begriff „Psychologin“ etwas absackt. Doch trotzdem sei sie in dem Berufsfeld tätig gewesen. Und schon erzählt sie von der Zeit, als sie Praktikantin war und die hauptamtliche Psychologin bei einer Gruppe von verhaltensauffälligen Jungen eine Traumreise initiierte. Gedämpftes Licht, Meeresbrise, Wellenrauschen. Was wohl ein Ort des Friedens und der Sehnsucht sein sollte, veranlasste die jungen Patienten allerdings dazu, mit einem imaginären Paddel auf die Köpfe der Mitstreiter einzuschlagen. Deckers Schwerpunkt ist die Kommunikation, verbal, nonverbal, am Telefon, zwischen Frauen und Männern, nur unter Frauen oder nur unter Männern. Manchmal auch die ausbleibende Kommunikation, wenn etwa das Smartphone die Funktion des Gesprächspartners übernimmt. Nun ist die Kritik an der Generation Handy ja so neu nicht, doch die Kabarettistin stellt interessante Bezüge dar, wenn sie von der gebückten Smartphone-Haltung und dem Rückenleiden der Trümmerfauen im Nachkriegsdeutschland spricht. Dann wirft sie mal einen Ausblick in die Zukunft, in der ungläubiges Staunen darüber bestehe, dass es eine Zeit gegeben habe, in der eine SMS tatsächlich habe eingetippt werden müssen. Denn längst sind Nutzer mit Mentalchips internetfähig gemacht worden. Der Account des eigenen Kühlschrankes könne zudem gehackt werden und ungeliebte Zeitgenossen bestellten Mengen unsinniger Artikel. Aber natürlich gibt es auch ein Leben offline, zum Beispiel auf einem Kreuzfahrtschiff, auf dem nicht nur Sonnenliegen durch Badetücher besetzt seien, sondern gleich ganze Areale. Schließlich ändere sich ja die Sonneneinstrahlung und es gebe auch die Notwendigkeit eines Schattenaufenthaltes. Daraus kann man ja nur lernen. Als Vera Deckers in der Sauna einen hübschen Adonis erblickt, bewirft sie ihn mit ihrem Handtuch: meiner. Das alles macht die Kabarettistin mit ihrer unglaublichen Mimik, mit rollenden, schielenden Augen, mit hängenden Mundwinkeln und zahlreichen Stimmmodulationen ganz ohne musikalische Begleitung. Eine sehr gute Bühnenpräsenz macht den Abend rund.