Der letzte Tag des NRW-Theatertreffens. Damit bis 22.00 Uhr noch genug Zeit für die Jury bleibt, über die Beiträge abzustimmen, war das letzte Stück auf 15.00 Uhr vorgezogen. Dann gab sich das Theater Krefeld und Mönchengladbach die Ehre mit Heiner Müllers Hamletmaschine, eine Inszenierung der Israelin Nava Zuckerman, die über ihre eigenen Stücke sagt, dass immer ein Hochzeitskleid und ein Mahl darin vorkommen.
Das Stück ist schwer zu verstehen, weil lose Fragmente scheinbar nicht verknüpft sind. Schon die Einführung ins Werk, für die der Dramaturg samt Auditorium sogar extra rausgeht, wird länger als üblich und führt in die ein oder andere sprachliche Sackgasse. Das zumindest hätte man vielleicht etwas strukturieren können. Dabei hat sich die Regie einiges einfallen lassen, um „den Vorhang zwischen Publikum und Schauspieler*innen einzureißen“. So bekommen die Menschen im Pumpenhaus Rotwein und Wasser kredenzt, Rooibostee und sogar eine Reisspeise. Zwischendurch wird mehrfach die Örtlichkeit gewechselt, es geht ins abgedunkelte Foyer und wieder zurück. Bei der Rückkehr in den Saal herrscht eine andere Sitzordnung. Es ist etwas faul im Staate Dänemark. Die Figuren stammen aus Shakespeares Hamlet – Claudius, Gertrude, Horatio, Polonius und dessen Tochter Ophelia. Dazu gibt es einen Gitarristen und reichlich Theaterblut – es ist ja schließlich eine Tragödie. Gertrude heiratet im weißen Kleid ihren eigenen Schwager, der zuvor seinen Bruder ermordete, und nachher essen alle, die noch übrig sind, womit Nava Zuckerman zufrieden gestellt sein dürfte. Mehr braucht`s eigentlich nicht.
Für die heutige Preisverleihung gebe ich meine Favoriten bekannt:
Auf Platz 3 sehe ich „Schuld und Sühne“ vom Theater Oberhausen. Auf Platz 2 plädiere ich für „Unterwerfung“ vom Schauspielhaus Bochum und meine Lieblingsstück mit der einmaligen Julia Sylvester ist „Extrem laut und unglaublich nah“ von der Burghofbühne Dinslaken.