der 12Ender im Großen Haus

Das 9.Sinfoniekonzert ist nicht ganz ausverkauft, zu heiß ist es wohl, da sitzt man lieber bei einer Weißweinschorle auf der heimischen Terrasse. Diejenigen aber, die gekommen sind, erleben ein schönes Konzert mit einem tollen Orchester, mit Stefanos Tsialis einen menschlichen Dirigenten, der seine Manschettenknöpfe sucht und mit Stefan Dohr einen excellenten Solohornisten.

Musikdramaturg Stefan Wittenberg hat es nicht leicht, er muss allein und in ziemlicher Hitze im oberen Foyer in die Werke des Abends einführen. Und dann erzählt er von Julius Otto Grimm, der 40 Jahre lang, und zwar Ende des 19. Jahrhunderts, in Münster die musikalischen Geschicke leitete und so den Boden bereitete, für das 100-jährige Jubiläum des Sinfonieorchesters. Er erzählt von Richard Strauss, Johannes Brahms und Arnold Schönberg. Man sieht ihm die Erleichterung ins Gesicht geschrieben, als er nach dreißig Minuten zum Ende kommt.

Tatsächlich ist die Musik von Grimm etwas traurig, zumindest in den mittleren beiden Sätzen, was aber auch daran liegen mag, dass ausschließlich Streicher musizieren. Zwischendurch wünsche ich mir doch, dass man das Tal der Melancholie verlassen möge, was dann auch im vierten Satz schließlich geschieht. Die Suite Nr. 1 wird in Kanonform gespielt und so kann man sich – wenn man es denn nicht weiß – schon wundern, weshalb die Musiker kein einheitliches Spiel bevorzugen, Und dann kommt – für alle, die es nicht erwarten können – endlich Stefan Dohr, der sich mit seinem Horn vor dem Orchester aufbaut. Ich wehre mich dagegen, aber ich habe doch die Assoziation eines 12Enders in den Bergen, als sich der Morgentau verzieht. Horn und Orchester harmonieren aber in Richard Strauss Konzert. Das Orchester, bewusst auf Begleitung gedimmt, befindet sich oft im Dialog mit dem Horn, und Stefan Dohr macht das schon klasse, eben nicht wie bei der Jagd.

Nach der Pause spielt das Orchester Brahms Klavierkonzert Nr. 1 in einer Fassung von Arnold Schönberg. Da ist die Orchestrierung stark gewachsen, alle Bläser sind dabei, selbst der Tubist. Nur das Klavier sucht man vergebens. Schönberg, der gerade 13 Jahre alt war als Brahms verstarb und diesen sehr verehrte, bearbeitete das Werk von Brahms so gekonnt, als habe das so sein müssen, eingängige Musik, die man noch im Kopf hat, als man den Saal längst verlassen hat.

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