Weihnachtszeit ist Märchenzeit

Es ist nicht nur die Musik von Engelbert Humperdinck in Hänsel und Gretel oder Patric Standforts Christmas Carol, Tschaikowskys Nussknacker oder Igor Strawinskys Pulcinella. Es ist auch ein grandioses Orchester, ein engagierter Dirigent Thorsten Schmid-Kapfenburg, der zwischenzeitlich abzuheben droht, und ein charmanter Frederik Wittenberg, der moderiert, kurzweilig und kenntnisreich beim diesjährigen Weihnachtskonzert im Großen Haus gestern Abend.

So sieht man förmlich den Nussknacker im Kinderbettchen liegen, defekt und seiner Funktion beraubt, und als der Walzer den ganzen Raum einnimmt, tanzt das Mädchen Klara mit ihm – inzwischen freilich ein Prinz. Da schweben sie durch das Land der Süßigkeiten, zusammen mit vielen Tänzern aus 1001 Nacht. Und je mehr das Orchester spielt, desto weihnachtlicher wird es. Märchen und Weihnachten, ja, das gehört irgendwie zusammen. Schon hört man die Hexe das Ärmchen von Hänsel fühlen, mit der Pauke. Dass da auch kein Fleisch dran kommt, wundert sie ja nun doch. Dramatik pur, was die Streicher natürlich betonen. Aus „ma mère l´´„ oye“ (etwa: Mutter Gans) von Maurice Ravel spielt das Orchester Märchenvertonungen, neben Dornröschen auch die Schöne und das Biest, ein fight zwischen Kontrafagott und erster Geige, den Midori Goto mit ihrem Streichinstrument auflöst. Und dann diese wunderbaren Soli vom Bass bei Pulcinella. Dabei wollte Igor Strawinsky ursprünglich kein Ballettstück schreiben, dessen Handlung auf einen über 300 Jahre alten Stoff zurückgeht. Wie gut, dass er es sich anders überlegt hat. Und wie gut, dass wir dieses Konzert erlebt haben oder wie Andrea gesagt hat: „Was, 90 Minuten sind schon um? Wir sitzen doch gerade erst“.

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