Diven unter sich

Ausgerechnet mit der alternden Marlene Dietrich, die seit über 10 Jahren in Paris lebt, abgeschieden, dem Alkohol verfallen, inkontinent, ständig rauchend, will die Filmemacherin Leni Riefenstahl den Film „Penthesilea“ drehen. Riefenstahl, nur unwesentlich jünger, wähnt sich noch mit Hitler am Strand von Wilhelmshaven, während Marlene Dietrich vor den Nazis zunächst in die USA emigriert und später eben nach Frankreich zog. Das hat viel Potential und das nutzen die beiden Schauspielerinnen Rose Lohmann als Marlene Dietrich und Ulrike Knobloch als Leni Riefenstahl auch, gekonnt, witzig. Die Regie führt Jan Holtappels. Gestern war Premiere von „Marleni“ im Kleinen Haus, die – wohl coronabedingt – nur schwach besetzt war.

Links steh ein Klavier, auf dem Marlene Dietrich zwischendurch einige ihrer berühmten Lieder ansingt. Wenn sie sich Mühe gibt, mit verrauchter, betörender Stimme: where have all the flowers gone, Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt, Dejeuner du matin. Das macht Rose Lohmann einfach klasse, sie läuft tatsächlich wie eine 92-jährige Frau, die in der Vergangenheit lebt, mit einem schmuddeligen Bademantel und dicker zerlaufener Schminke. Ulrike Knobloch will das nicht recht gelingen, sie ist ja in der Rolle der Leni Riefenstahl auch schon über 90 und wirkt dann vielleicht doch einen Tick zu dynamisch. Aber dennoch machen das beide überzeugend und komisch, wie sie sich da gegenseitig beschimpfen als „Nazi-Nutte“ und „Ami-Hure“, immer schneller, nur durch ein Weg mit Laub getrennt, dass es schließlich wie bellen klingt. Wie sie sich vorwerfen wie sie aussehen, wo sie herkommen „Dein Gesicht wirkt, als ob ein besoffener Maler Dir mit der Farbpalette eine Ohrfeige gegeben hätte“ schleudert die Riefenstahl der Dietrich entgegen. Aber eigentlich muss sie ja vorsichtig sein, denn immerhin will sie ja die Penthesilea mit ihr drehen, einen Film über Mythologie und körperlose, zumindest unschuldige Liebe. Ausgerechnet mit Marlene Dietrich. Zwischendurch gibt sich noch der Berliner Bär mit Nazi-Armbinde nonverbal die Ehre. Der „Sündenbock“ bringt die Wende und einen „wunschlosen“ musikalischen Abschiedsgruß.

Unterhaltsame 80 Minuten, die schnell vergehen und einen Lichtstrahl auf das Altwerden werfen und das, was wichtig ist.

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