Clara ist weg. Nach einer zweijährigen, intensiven Beziehung mit dem Philosophie-Lehrer Mathieu ist Clara einfach abgetaucht, hat den Job geschmissen, alle Brücken abgebrochen und ist irgendwo in Paris oder Rom mit einem italienischen Liebhaber gelandet. Mit einem Stapel Bücher unter dem Arm, sorgfältig das Gewicht austarierend, betritt Mathieu seine Wohnung.. So beginnt Pierre Sauvils Komödie „Eine gelungene Ausrede“ in einer Inszenierung von Roland Heitz im Boulevard-Theater Münster.
Plötzlich steht Clara in der Wohnung. Vor lauter Schreck lässt Mathieu sämtliche Bücher fallen und greift zum Asthma-Spray. Und dann will sie sich auch noch Geld leihen. Wenn das mal nicht unverfroren ist. Das Drei-Personen-Stück lebt von der Intensität der Schauspieler, die ihre Rollen nicht nur grandios ausfüllen, sondern auch gekonnt die ganze Bühne bespielen. Dabei begeistert insbesondere Erik Voss in der Rolle von Mathieus Bruder Christophe. Christophe, von Beruf Klempner, wohnt mit Frau und Tochter inzwischen über der Wohnung über Mathieu. Er schneit im Blaumann mit Pömpel in der Hand in Mathieus Wohnung und ist von Claras Auftauchen ebenso überrascht wie Mathieu selbst. Immer wieder verlässt er die Szenerie, taucht aber genauso oft wieder auf, mal in Kochschürze, mal im Pyjama. Zwischendurch muss er sich erklären, wendet sich aber von seinem Bruder ab und spricht ins Punschglas, was die Kommunikation erheblich erschwert. Auch Marion König im orangefarbenen, attraktiven Outfit als Clara und Dirk Hermann als verlassener, verletzter Bräutigam überzeugen. Die beiden spielen den Löwenanteil. Natürlich, schließlich handelt es sich um eine Beziehungskomödie. Sie werfen sich nicht nur verbal die Brocken an den Kopf, sondern Clara auch schon mal treffsicher den Telefonhörer auf Mathieu. Da kann man sich schon fragen, wie lange da wohl geübt wurde. Mathieu hingegen mag seine Ex nicht mal begrüßen, bietet ihr weder ein Getränk noch einen Sitzplatz an, fischt ihr sogar den Stuhl weg. 90 Minuten kurzweilige Unterhaltung mit allem was Boulevard braucht. Bis Ende Juli läuft „Eine gelungene Ausrede“ noch im Theater in der Königspassage.