30 mal culture corner – und kein bisschen müde

Die Oasen der Kleinkunst muss man auch in Münster schon suchen. Le midi und Café arte sind geschlossen. Wo kann man in Münster schon Künstler hautnah und für den studentischen Geldbeutel  sehen? Poetry slammer, Schauspieler, Musiker, Geschichtenerzähler, Rapper, Performance-Künstler? Regelmäßig findet in der Alexianer Waschküche die Culture Corner statt, eine offene Bühne, die Newcomern und alten Hasen Auftritte ermöglicht, moderiert von Marian Heuser alias Peter Panisch. Vor der Sommerpause im Juli und August, hieß es Dienstag Abend nochmal: „Begrüßt mit 10.000 Punkten 8 Acts.“ Und das machen sie dann auch, die etwa 50 zumeist jungen Leute. „Habe ich alle erzogen“, erklärt Heuser später mit einem Augenzwinkern. Aber das ist es auch, was den Abend besonders macht. Da können die Töne auch mal verrutschen oder gleich die ganze Gitarre, die Zuschauer jubeln, pfeifen oder klatschen. Keiner, der da auftritt, muss nervös sein. Trotzdem beginnt traditionell Marian Heuser mit einem Text. Zum auflockern. Dienstag startete er mit einer Geschichte über das „Wiedersehen“ nach dem Abitur 2004. Zufällige Begegnung in einer Pizzeria, zwei Klassenkameraden, die sich nicht leiden können, beruflich einen diametral entgegengesetzten Weg eingeschlagen haben und am Ende doch erkennen müssen, dass sie so verschieden vielleicht gar nicht sind. Heuser ist eine „Bühnensau“. Da braucht es keine Aufforderung zum Applaus Und dann kommen auch die Gäste, z.B. Lennard, der direkt einräumt, nur 4 Minuten füllen zu können. Lennard ist noch neu im Poesie-Geschäft, aber schon klingt seine Darbietung wie Musik, und das, was fehlt an Routine, wird er im Laufe der Zeit gewinnen. Aus Bremen extra angereist ist „she dance slowly“, der ein paar Songs auf der Gitarre spielt und dabei singt. „Ihr müsst nur klatschen, wenn ich auf den Boden trete“, demonstriert er. Und das klappt hervorragend. Bei „the killer queen with the perfect smile“ ist richtig Stimmung in der Bude. Ari hat nächste Woche ein Vorsprechen in Rostock für einen Studienplatz in Theaterpädagogik. Da nutzt er die Gelegenheit, seine schauspielerischen Fähigkeiten zu demonstrieren. Den Kafka-Text „Bericht an eine Akademie“ spielt er als Affe mit entsprechender Mimik und Gestik. Das ist überzeugend.. Trotzdem können sich einige Besucher einen Seitenhieb auf Rostock nicht ersparen. Der absolute Hammer ist aber die Gruppe „Fabel“, die nur als Duo auftritt. „Also gefühlt seid Ihr doch normalerweise 50“, erklärt Heuser in der Anmoderation, muss sich aber doch belehren lassen, dass sie ansonsten zu sechst spielen. An der Ukulele Romi, am – so er selbst – „Synthie-Gefrickel-Scheiß“ Bene. Die elektronische Musik verbindet sich ideal mit der Ukulele, manchmal ist es auch einfach nur ein Kontrast, es ist jedoch immer gut, melodischer Gesang und eine umwerfende Performance. Bene bewegt seinen Oberkörper rhythmisch-zuckend zum schieben der Regler. Währenddessen scheint er gar nichts zu sehen, weil seine Haare direkt vor seinem Gesicht hängen. Egal ob die beiden von Mutter Erde oder winterlight singen, das Publikum ist hochzufrieden. Ein schöner Abend.

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