Die Übergänge etwas holprig, die Witze flach, aber die Musik – meistens live dargeboten – ging unter die Haut – die neue GOP-Show „Camping“ hat wohl auch deshalb gelitten, weil sich am Tag zuvor die Artistin Arielle Lauzon an den chinesischen Ringen den linken Ellbogen ausgekugelt hat und eine Nacht stationär untergebracht war. Von hier aus gute Besserung. Gestern Abend war Pressepremiere.
Dabei ist die Bühne liebevoll gestaltet, zwei Wohnwagen und ein Zelt geben den Rahmen. Ein einsamer Igel huscht – ferngesteuert – vorbei, eine Art running gag. Mühsam werden Stühle gestapelt, auf dass man an ein Schild gelangt, welches es zu drehen gilt. Eine wackelige Angelegenheit, doch schließlich erkennt der geneigte Zuschauer, dass „geöffnet“ ist. Camping ist das Thema und so geht es um typische Aktionen, wie das Jagen einer Mücke, die überall auftaucht und schließlich auf dem Bass erlegt wird. Daraus ergibt sich ein rhythmisches Klatschen und schließlich ein Lied. Das ist gut gemacht. Aber leider ist das viel zu selten der Fall. Hinzu kommt ein Humor, der manchmal unter die Gürtellinie abrutscht, ein zähes „Feuerholzmachen“, in dem es minutenlang um das Zerkleinern von Brennmaterial geht. Da wollte man gerne vorspulen. Natürlich kommt auch die Artistik nicht zu kurz, die steht ja im Vordergrund im GOP. Die beiden Amerikaner Aaron deWitt und Colin André-Heriaud zeigen ausgefeilte Jonglage mit bis zu 10 Kegeln – wenn ich mich nicht verzählt habe. Das ist ganz hübsch. Der Abend wird aber von einer anderen gerettet: von der Kanadierin Érika Hagen-Veilleux, die nicht nur emotional singt sondern später auch genug Körperspannung aufbringt, um im Cyr über die Bühne zu rollen. Dabei dachte man anfangs noch, sie wollte das große Rad nur beobachten, wie es sich da dreht und langsam dem Boden näher kommt, wähnte man Hagen-Veilleux doch ausschließlich den schönen Künsten zugehörig. Später las sie noch im Reifen. Als ob man nebenbei lesen könne, wenn der Körper gedehnt, gestaucht, verzerrt wird.
Insgesamt aber eine der schwächeren Shows, selbst unter Berücksichtigung des Ausfalls von Arielle Lauzon, die am Ende noch mit Gipsarm aus dem Wohnwagen kam. Als nach 90 Minuten das Schild mit der Aufschrift „geschlossen“ erklimmt wurde, war ich nicht besonders traurig.