mit Dis-Tanz in die neue Spielzeit

Tänzerinnen mit Plastik verhüllt, künstlich verlängerte Arme, ein durchsichtiger Kunststoffvorhang, man wäre wohl auch so drauf gekommen, welches Thema Hans Henning Paars Tanzabend hatte – gestern Abend im Theater Münster.

Längst haben wir uns dran gewöhnt, zur Begrüßung nicht mehr die Hand zu geben, Masken zu tragen, Abstand zu halten. Für Tanzer*innen ist das unglaublich schwer. Umso beeindruckender, was der Choreograf auf die Bühne brachte. Es ist nicht die Innigkeit und das Feuer, das sonst die Tanzabende ausmacht, es ist die Distanz selbst. Zu Anfang bewegt sich eine Tänzerin im weißen Kostüm wurmartig, doch mit Gummigelenken aus dem Bühnenrücken nach vorne, auf ihren Körper eine Art Flimmern projiziert, Von beiden Seiten bewegen sich Menschen im scheinbar ausgemessenen Abstand über die Bühne. Es folgen nicht 70 Minuten zirkulär abgetrennter Bewegungen. Tatsächlich gibt es auch Paartanz, und da fallen mir auch die Worte des Intendanten wieder ein, der bei der Vorstellung des Programms erklärte, dass er froh sei, zwei Paare im Ensemble zu haben, die auch zusammen wohnen. Grundsätzlich aber ist dies ein anderer Abend. Kurze Textbeiträge gibt es sogar „everything changed“, fehlende Nähe zu den Eltern während des lockdowns, mal geht es um räumliche, dann um emotionale Distanz. Und wenn Maria Bayarri Pérz auf dem Boden liegend tanzt mit einer dunklen Plastikplane von links nach rechts, dann scheint sie sich selbst genügen zu müssen. Viel wird mit Licht experimentiert, ein kleines Rechteckt, in dem sich nur eine Tänzerin bewegt, Scheinwerfer im Bühnenrücken, von den Seiten, von oben. Die Musik selbst hat mich nicht so mitgenommen, anders als bei den Bachvariationen im letzten Jahr. Doch wie sich die Tänzer*innen auch in Passagen ganz ohne Musik bewegen, ist bewundernswert. Insgesamt ein schöner Abend.

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