die Welt braucht mehr Rosa

Freiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden. Rosa Luxemburg auf diesen einen Satz zu reduzieren, wird dieser vielschichtigen, zarten, besonderen Frau nicht gerecht. Doch je mehr Zeit vergeht, desto mehr schmilzt die Erinnerung, auf die Rote Fahne, die KPD, den Spartakusbund. Dass Luxemburg so viel mehr ist, demonstrierten Gabriele Brüning und Manfred Kerklau schon vor zwei Jahren (aus Liebe zum Leben – erlesenes­muenster.de (erlesenesmuenster.de) Gestern Abend im Pumpenhaus beleuchtete Brüning den Kern in „Rosa! Mensch ist vor allem die Hauptsache“. Regie führte Manfred Kerklau.

Gabriele Brüning ist vor allem eins: unglaublich zart. Sie schildert Naturbeobachtungen, das „tschi-tschi-Bäh“ der Meisen, den purpurfarbenem oder pastellblauen Himmel. Was muss sie leiden, als sie einen Käfer sieht, der auf dem Rücken liegt und sich selbst nicht mehr helfen kann. Rosa befreit ihn von Ameisen, die über ihn hergefallen sind, nur um dann zu registrieren, dass die Ameisen ihm schon zwei Beinchen abgenagt haben. Gabriele Brüning lässt sich Zeit, Zeit für Liebe und Zeit für Trauer. Ich glaube, dass das ein Geheimnis ist für ihre Lebendigkeit und Authentizität im Spiel. Rosas Mord durch die Garde-Kavallarie-Schützen-Division und Kurt Vogel (ausgerechnet Vogel), der sie in den Landwehrkanal warf, werden eingestreut, als handele sich um eine weitere Naturbeobachtung. Dabei braucht die Welt mehr Rosa, Menschen, die ihre Energie, Zuversicht, Freude aus der Natur nehmen und ihr auch so begegnen. Gabriele Brüning ist Essenz, ist voll und ganz, ist Emotion, doch nie kitschig, ist komplex in ihrer Schauspielkunst, doch nicht beliebig. Es braucht schon so ein Format, um Rosa Luxemburg lebendig werden zulassen.

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