die Leiden des Publikums

Ach, wie gerne würde ich mal wieder eine Kritik über eine gelungene Inszenierung schreiben, wo alles rund ist, wo sich Stück, Musik und Gesang freundlich die Hand reichen, wo man mit einem warmen Gefühl das Haus verlässt. Wenn sich die hohen Töne in die Ohren bohren, wenn die deutsche Übersetzung von „Triumph der Liebe“ krampfhaft in ein Reimschema gepresst ist, dass sich die Sänger*innen leidlich unwohl fühlen müssen, dann kann nur Samstag Abend im Großen Haus sein. Achim Lenz trägt dafür als Regisseur die Verantwortung, die musikalische Leitung obliegt Boris Cepeda.

Die Geschichte spielt in einem abgeschotteten Garten, in dem Agis, Student der Vernunft (Johann Zumbült), zeit seines Lebens auf die Thronrückeroberung in Sparta gedrillt wird. Onkel Hermokrates (Gerhard Mohr) und dessen Schwester, Tante Hesione (Isa Weiß) sind hier die treibenden Kräfte, die Leonide als Prinzessin von Sparta (Katrin Merkl) zu Unrecht thronen sehen. Zu ihrem eigenen Unglück haben sie auch Frauen, bis auf die dröge, hochgeschlossene Tante, den Zugang zum Garten verwehrt, und damit freilich auch der Liebe. Stattdessen vertreiben sie sich die Zeit mit philosophischen Exkursionen, etwa über die Bedeutung der Bedeutung. Bei einem Spaziergang kann Leonide einen Blick in den Garten werfen und verliebt sich augenblicklich in den jungen Studenten der Vernunft. Eingang in den Garten findet sie indes nur als Mann verkleidet, womit alle Schwierigkeiten beginnen. Zum Glück aber wird das Auditorium nach der Pause mit einem großen Schild erinnert: „make love, not war“.

In diesem Spannungsfeld gibt es noch den Gärtner (Daniel Fries), den Harlekin (Christoph Rinke) und Corine, die Dienerin der Prinzessin. Ulrike Knobloch in dieser Rolle ist die einzige, die überzeugen kann, schöner Gesang, Witz, Esprit. Aber auch sie verfällt in die sexuellen Anspielungen, die durchgehend in Wort und Aktion nicht nur bei ihr prägend sind. Da muss dringend das Kanonenrohr gewachst werden, laszive Bewegungen, ein angedeuteter blowjob. Ist das nötig, um den Unterschied zwischen rein-geistiger Beschäftigung und den Einzug der Liebe zu verdeutlichen?

Auch Musik und Bühnenbild überzeugen mich nicht. Dass man zu Beginn die Sänger*innen kaum verstehen kann, weil die Musik zu laut ist, ist zwar zu verschmerzen. Schließlich scheinen die Texte nach dem Motto erstellt worden zu sein : „Reim Dich oder ich fress Dich“, doch spätestens als dann nach der Pause Katrin Merkl ihre große Arie sang, hätte ich mir gewünscht schwerhörig zu sein. Das Bühnenbild ist zweckmäßig, dass auch in der ersten Etage gespielt und gesungen werden kann, unten eine Bibliothek, aus der wahlweise Getränke, Waffen oder Menschen geholt werden können, vorne ein paar angedeutete Rasenflächen. Aber insgesamt ist das doch etwas bieder und lieblos.

Eine Inszenierung, die man nicht gesehen haben muss und die in ihrer ganzen Schnoddrigkeit eher an ein Schülertheater erinnert.

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