Zwar musste das vierte Sinfoniekonzert der laufenden Saison gestern Abend pandemiebedingt ein paar Federn lassen, weil man auf die Pause verzichten wollte. Doch Peter Tschaikowski ist ein würdiger Ersatz für Anatoli Ljadow. Tschaikowskis 4. Sinfonie stellt das Sprungbrett dar für seine drei Meistersinfonien . Dirigiert hat Generalmusikdirektor Daniel Huppert von den Bergischen Symphonikern.
Das Sinfonieorchester war schon ganz warm gespielt, als es Tschaikowski intonierte, als Fagott (welch ein herrliches Instrument), Quer- und Piccoloflöte und die Streicher sowieso für die warmen, emotionalen Töne sorgten. Dass es durchaus auch lauter und kraftvoller geht, bewiesen Pauke, Trompete und Tuba unwesentlich früher. Zwischenzeitlich fuhr einem das schon ordentlich ins Gedärm. Aber tatsächlich geht es doch um Gefühle, um Gefühle und Melodie. Immerhin versuchte der Komponist, seine Homosexualität zu verarbeiten, eine sexuelle Orientierung, die Ende des 19. Jahrhunderts in Russland unter Strafe stand. Und Gefühle tragen die Sinfonie einfach. Das Publikum – sichtlich entrückt – schien eine gewisse Form von Unendlichkeit zu wünschen. Dabei gab es Tschaikowsky ja nur oben drauf. Denn Solistin war schließlich die russische Geigerin Alena Baeva, die mit den ganz großen Orchestern der Welt spielt und gestern ihr Instrument bei Prokofjews Konzert für Violine und Orchester zum Einsatz brachte. Und das machte sie einfach grandios, auch im Zusammenspiel mit dem musikalischen Leiter des Abends, so unglaublich schnell und mit viel Energie. Vor allem der zweite Satz ist mir nachhaltig in Erinnerung geblieben, in dem das Orchester nach und nach eintropft in das Violinspiel, ein harmonisches Miteinander, in dem Alena Baeva doch zeigt, dass sie zurecht einen so großen Namen hat. Ein schönes Konzert, das nach 90 Minuten schon wieder der Vergangenheit angehört. Aber in Zeiten wie diesen ist man ja froh, wenn Veranstaltungen überhaupt stattfinden.