Eine Art Garage, eine achteckige Holzkonstruktion, die sich im Bühnenrücken verjüngt – mehr braucht es nicht in Münsters Kleinem Haus, um Arthur Millers Klassiker „Tod eines Handlungsreisenden“ mit viel Leben zu füllen – außer natürlich großartige Schauspieler. Unter der Regie von Jakob Weis haben die ein Psychogramm gezeichnet, das seinesgleichen sucht – authentisch, intensiv, mitreißend.
1949 ist „Tod eines Handlungsreisenden“ erschienen, kurz nach Ende des zweiten Weltkrieges beginnt in den USA eine neue Ära. Jeder kann in Wohlstand leben, und jedem steht das auch zu. In dieser Zeit lebt auch die amerikanische Durchschnittsfamilie Loman, bestehend aus den Eltern Willy und Linda sowie den inzwischen erwachsenen Söhnen Biff und Happy. Vater Willy ist als Vertreter unterwegs, allerdings immer länger, weiter und erfolgloser. Das führt soweit, dass Willy sich Geld von seinem Freund Charlie leiht und dies als sein Gehalt deklariert. Auch hat er Augenprobleme und würde viel lieber stationär in New York arbeiten als ständig unterwegs zu sein. Immer wieder wird ein Suizid ins Spiel gebracht, mal eine Erstickung, mal ein Unfall. Der älteste Sohn Biff soll Karriere eigentlich machen. Das klappt nicht wie von Willy gewünscht. Denn Biff wäre lieber als Landarbeiter unter freiem Himmel tätig. Ehrlichkeit und Offenheit sind in der gesamten Familie keine Attribute. Jeder hängt seinem Traum nach, aber es wird verschwiegen. Der bestimmende Konflikt besteht zwischen Willy (Raphael Rubino) und Biff (Ansgar Sauren). Mutter Linda (Carola von Seckendorff) moderiert eher, während der Zweitgeborene Happy (Julius Janosch Schulte) ein Leichtfuß ist, immer hinter den Röcken der Damenwelt her. Es ist fast schon lustig, wie er zwischendurch mehrfach einwirft, dass er zu heiraten beabsichtige und ihn keiner ernst nimmt. Und als sich der Konflikt so richtig hochschraubt, versteckt happy sich sogar, was ebenfalls komisch wirkt, weil es auf der Bühne keine Versteckmöglichkeit gibt.
Das fast zweistündige Stück lebt von der schauspielerischen Intensität vor allem von Raphael Rubino als Willy. Das ist einfach großartig, was er alles vereint: Hoffnung, Selbstzweifel, Zuversicht, Überheblichkeit, die er auch seinem Sohn Biff eingepflanzt hat. Wie er seinen Chef anfleht, ihn nicht zu entlassen, wie er sich an dessen Beine klammert. Das geht einem nahe – eine Mischung aus Mitleid und fremdschämen. Wie kann man sich so zum Affen machen, mag man denken, und doch ist da der Gedanke, dass Willy nach 35 Jahren in der Firma vor dem Nichts steht. Aber auch die anderen Schauspieler machen ihre Sache sehr gut, Carola von Seckendorff als Linda, die vieles erkennt aber nicht handelt, Ilja Harjes in einigen kleinen Rollen und natürlich Ansgar Sauren als Biff, der sich im Alter von 35 Jahren noch freistrampelt. Zurecht gibt es langanhaltenden Applaus.