Kappe App will dranbleiben

Manche Sachen sollten nie vorübergehen, so bunt und lustig und warm. Da kann man schon mal die Zeit vergessen und sich in seinem Holzstuhl gemütlich zurechtruckeln, wenn Kappe App, Münsters alternativer Karneval, sein dreistündiges Programm bei Lappe auf die Bühne bringt. Gestern Abend zum letzten mal übrigens in der Session 2019 – Aschermittwoch ist ja auch schon vorbei. Wie immer hat es Regisseurin Gabriele Brüning geschafft, einen Haufen Individualisten kunstvoll zu verweben. „Dranbleiben“ war das Motto.

Und dranbleiben gilt halt für alles, für die Politik, die Beziehung, die Technik, den Klimaschutz. Das machen die „Kappen Äpper“ charmant und ohne jeden belehrenden Fingerzeig, sehr komisch und doch so, dass man sich selbst zwischendurch mal hinterfragt. Zentrum auf der Bühne ist ein Kiosk, „Björns Bude“, der den übrigen Protagonisten immer wieder als Treffpunkt gilt. Eine Limo hier, ein Schnäpschen da und es müssen auch nicht immer die neuesten Zeitungen sein. Mathias Menne nutzt dort auch schon mal den Kundendienst. Leider erweist sich seine Gesprächspartnerin als Automat. Sehr lustig, wie Kornelia Kabbaj im grauen Hosenanzug mit starren Augen Satzfragmente von Menne wiederholt, als suche sie das eine Wort, auf dass sie programmiert ist. Der arme Menne will die Gunst der Stunde nutzen und sich mit der Dame vom Kundendienst verabreden. Klar wohin das  führt.

Björn Schimpf als Kioskbetreiber hat manchmal die Nase voll und lässt seinen Kiosk Kiosk sein, Dann flattert er als Engel mit Flügelchen und himmlischer Harfe herein. Dabei hat er die Rolle mit dem Teufelchen getauscht, streut extra Brotkrumen aus, auf dass das gefräßige Tier auf die Straße vor das nächste Auto läuft. Bis es Schimpf irgendwann selbst erwischt, Vorher spielt er aber noch auf der E-Gitarre selbst komponiertes Liedgut, unterstützt von Bassist Sascha Oesing und David Rebel am Schlagzeug. Überhaupt ist es auch bei der Musik so, dass die „Kappe Apps“ dranbleiben, egal ob Konny Kabbaj singt, alle gemeinsam oder Michael Holz erklärt, was ihn zum nächsten Musikstück inspiriert hat. Holz sorgt dann auch dafür, dass die Zuschauer dranbleiben, indem er sie immer wieder zum Mitsingen animiert.

Was den Abend besonders macht, ist die Liebe, die überschwappt. Man kann nachfühlen, wie sehr das Erarbeiten des Programmes die „Kappen Appen“ zusammengeschweißt hat, trotz aller Arbeit, die zweifellos drinsteckt. Und diese Liebe zur Bühne, zur Komik, zum Auftritt überträgt sich auf die gut 100 Zuschauer, die eben kein Ende wollen und die die Künstler immer wieder herausklatschen. Als Michael Tumbrinck dann ganz zum Schluss noch von Monasteria  und Mimigernaford singt und wie ungerecht das gewesen sei, dass ausgerechnet Essen seinerzeit Kulturhauptstadt geworden sei und eben nicht Münster, bilden alle „Kappen Appen“ den himmlischen backround-Chor. Die Zuschauer werden angehalten, Essen gegenüber einen besonderen Abscheu zu zeigen, was diese natürlich gerne tun. „Alles hätte man verziehn, Hamburg, Köln oder Berlin, notfalls auch Wien“. Aber Essen?

Dem gemeinen Zuschauer bleibt nur, sich auf Kappe App 2020 zu freuen. Solche Abende brauchts.

 

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