Yacht oder Saxophon?

Wenn ein Theaterabend so schillernd, bunt und stimmig ist, mit so toller Musik, so witzigen Choreographien und einem so schönen Bühnenbild wie der gestrige im Großen Haus, dann muss man nicht zum Broadway fahren. „Sugar – manche mögen`s heiß“ unter der Regie des Intendanten Ulrich Peters und musikalischer Leitung von Thorsten Schmidt-Kapfenburg feierte gestern Premiere und zu recht bedankte sich das Publikum mit im Stehen dargebrachten Ovationen.

Chicago 1929. Saxophonist Joe (Florian Soyka) und Bassist Jerry (Christoph Rinke) haben keinen müden Dollar im Geldbeutel und auch kein Engagement. Manager Bienstock sucht zwar genau die Instrumente, doch für eine Mädchenband. Da kann man dann nichts machen. Damit die beiden zum Trost aber zumindest eine Kleinigkeit verdienen, nehmen sie Bienstocks Auftrag an, eine Kiste mit Noten abzuholen. Allerdings entpuppt sich die genannte Kontaktadresse, eine Autowerkstatt, als Verbrecherdomizil und die beiden Musiker werden unfreiwillig Zeuge einer Gewalttat.

Jason Franklin, der sich für die Choreografie verantwortlich zeigt und als Gangsterboss Gamasche auch mittanzt, hat ganze Arbeit geleistet. Wie die Gangster da mit Maschinenpistole hantieren, hüpfen, tanzen und immer wieder steppen, ist künstlerisch hervorragend und sehr witzig. Salven aus den Feuerwaffen unterstreichen indes für Joe und Jerry den Ernst der Lage. Die beiden können zwar entkommen. Doch da zu befürchten steht, dass das Syndikat die beiden Musiker schnell findet, heuern sie bei der „Damenkapelle“ an – selbstverständlich im Kleid und gut rasiert.

Schon am nächsten Tag geht es mit dem Zug quer durch die USA nach Miami. Schon befinden sich alle Musikerinnen auf dem Bahnsteig, Tolles Bühnenbild mit Eisenbahn und akustisch-hallenden Durchsagen. Sängerin Sugar (Ulrike Knobloch) fehlt noch und die beiden neuen Josephine am Saxophon und Daphne am Bass. Dabei wollen alle Musikerinnen doch zum Abschied noch ein Ständchen bringen. Manager Bienstock (Gunter Sonneson) hat schon Schweißperlen auf der Stirn. Doch irgendwann sind alle da und es geht im Schlafwagen los.

Das ist natürlich ein schwieriger Moment. Denn es geht ans Abschminken und dann reißt Josephine auch noch versehentlich Daphnes Brüste ab. Sugar füllt sich derweil einsam, muss sich zwischen Alkohol und menschlicher Nähe entscheiden. Schließlich kriecht sie zu Joesephine ins Bett. Sie gesteht, dass sie regelmäßig bei Saxophonisten schwach wird und sich jetzt aber einen Millionär mit Yacht angeln will. Oh je.

Angekommen im Hotel, schwer bepackt mit Musikinstrumenten begegnet Daphne dem frisch geschiedenen Sir Osgood Fielding (wie immer hervorragend: Gerhard Mohr). Das scheint Liebe auf den ersten Blick zu sein, zumindest von Sir Osgood aus. Denn der kneift Daphne gleich mal in den Po. Aber immerhin besitzt er eine Yacht. Wenn sich da nicht etwas machen lässt…

Doch neben den persönlichen Glücksmomenten tauchen leider auch Gamasche und seine Leute auf, die eigentlich nur entspannen wollen von der anstrengenden Suche nach den beiden musikalischen Zeugen. Das Verhängnis nimmt seinen Lauf.

Some like it hot, das ist die musikalische Begrüßung und Verabschiedung. Zwischen den witzigen Dialogen gibt es immer wieder eingängige, mitreißende Musik, sei es, dass Ulrike Knobloch singt und dabei authentisch die Naive spielt, sei es überhaupt die Mädchenband, die den lustigen Namen „Society Syncopatores“ trägt. Ein wirklich tolles, liebevoll arrangiertes Bühnenbild, ob in der Garage, im Nachtzug, auf der Yacht, ob bei Regen oder im Kugelhagel aus Maschinenpistolen. Eine wunderbare Inszenierung mit zwei überzeugend komischen Hauptdarstellern.

 

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