von dämonischen Teufelsgeigern

Das Thema ist spannend, die Komponisten sind gut gewählt, der Solist ist klasse, das Orchester und  Dirigent Stefan Veselka sowieso – es ist alles angerichtet für das 5. Sinfoniekonzert, das in der Klammer „unheilvolle, dämonische Augenblicke, Skelette, Knochen und Tod“ dargereicht wird. Gestern Abend war Premiere im Großen Haus.

„Zick und zick und zack, so klopft der Tod im Takt“. Mit Camille Saint-Saens`“Danse macabre“ beginnt der Abend mit einem musikalischen Genuss, Saint-Saens bezieht sich in seiner Komposition auf ein Gedicht von Henri Cazalis. „Um Mitternacht spielt der Tod eine Tanzmelodie“, heißt es da weiter, und schon schlägt die Harfe 12 mal zu Mitternacht. Da ist das Auditorium direkt im Stoff, wartet mit angehaltenem Atem, wer denn nun zu Staub zerfällt, irre grinst oder mit schreckgeweiteten Augen zu Boden rutscht. Doch nichts davon geschieht. Stattdessen spielt die sinfonische Dichtung mit dem Horror Katz und Maus. Man muss nicht alles ernst nehmen, man sollte sich nur drauf einlassen. Das Orchester spielt das sehr schön, ich hätte gut noch weiter hören können, doch der Plan sieht jetzt den Solisten vor, und so wird der Flügel in die Mitte geschoben.

Frank Dupree ist ein großartiger Pianist. Wie da die Finger über die Tasten fliegen, als er Sergei Rachmaninow spielt, immer im Gespräch mit dem Orchester und wie die Hände lauern, wie er die Pedale tritt und wie der ganze Körper sich bewegt. Rachmaninow, die Rhapsodie über ein Thema von Paganini, der Teufelsgeiger. Dabei war das Urteil über den Russen Rachmaninov seinerzeit mitunter vernichtend. Richard Strauss bezeichnete die Musik als „gefühlvolle Jauche“ oder die Musik bekam das Etikett „Mütterchen Russlands gesammelter Weltschmerz.“ Ob man sich dem anschließen mag oder nicht, die Musik ist sehr schwer zu spielen, und zwar sowohl für Pianist als auch für das Orchester. Dupree gibt danach noch ein Zugabe und schafft es tatsächlich, dass fast das ganze Publikum mit den Fingern schnippt, freilich braucht es dafür mehr als Rachmaninov, nämlich russischen Jazz.

Nach der Pause wird Hector Berlioz gespielt, jener Egozentriker, der sich am liebsten selbst inszeniert  und doch so wunderbare Musik geschrieben hat, autobiografisch, wie er sich da in eine Schauspielerin verliebt hat, die all sein Werben, seine Briefe unbeantwortet ließ. 5 Sätze der fantastischen Sinfonie. Und das macht das Orchester so gut, die Träumereien, der Ball, die Szene auf dem Lande, la marche au supplice, der Gang zum Richtplatz, weil der Bräutigam im Drogenrausch annimmt, er habe die Angebetete getötet. Einzelne Instrumente diskutieren, das Orchester schweigt. Pauke, Ruhe – der Kopf ist ab. Und doch ist das nicht das Ende, denn man sieht sich auf dem Hexensabbat, da spielt die Es-Klarinette, eine sehr hohe Klarinette schrill – aha, eine Hexe ist sie also.

Ein sehr schöner Abend.

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