RatzFatz reich – was der Eine mit Lotto versucht, klappt bei dem Anderen vielleicht mit Aktien vom Grauen Markt. Eine weitgehend unbekannte Methode ist das Zuschauen beim Impro-Theater, gestern getestet im Kreativhaus Münster. Vier Schauspieler wetteiferten dabei um die Gunst des Publikums, moderiert von Christoph Elling und musikalisch begleitet von Jakob Reinhardt.
Genau genommen geht es nur um 50 Euro. Die Zuschauer überlegen nach einer kurzen Szene, die alle spielen, wer am Ende des Abends am erfolgreichsten, authentischsten, witzigsten gespielt hat. Derjenige, der die richtige Reihenfolge vorausgesagt hat, erhält den Zaster. Das Kreativhaus ist nur zu zwei Dritteln gefüllt, doch das anwesende Publikum ist gut gelaunt. Wie immer soll das Auditorium aktiv mitarbeiten, Film- oder Musikgenres einwerfen, Tätigkeiten oder Orte. Die „Imroniten“ basteln daraus Geschichten. Das gelingt auch zuweilen ganz gut, wenn etwa ein Alltagsärgernis erfragt wird und ein Lied über Haare im Waschbecken entsteht. Oder als Franzi einen Kurs im Drachenfliegen absolvieren will, aber panische Angst bekommt, als ihr Lehrer Ulli sie berührt. Da hilft nur ein Ganzkörperneoprenanzug, der – flupp flupp flupp – bis ganz oben zugezogen wird. Aber ach, oft reagieren die Schauspieler einfach erst mit einiger Verzögerung. Impro-Theater lebt natürlich vom Witz, aber eben auch von der Geschwindigkeit, mit der Ideen umgesetzt werden. Zwar ist das Publikum augenscheinlich ganz gnädig. Zwei Zuschauer sollen entweder Seifenblasen erstellen (wenn die Szene emotional berührt) oder mit Plastik knistern (wenn es aufregend wird). Tatsächlich wird reichlich Schaum produziert und geknistert. Immer wieder unterbricht Moderator Elling, weil abgestimmt und Punkte addiert werden müssen. Das bremst den Spielfluss. Hinzu kommen langatmige, zähe Szenen, in denen man sich den Schluss herbeisehnt. An gleicher Stelle tritt auch Impro005 auf. Dem direkten Vergleich wird RatzFatz nicht standhalten können. Da ist es schon uninteressant, wer der Liebling des Publikums ist – immerhin geht der Reichtum an eine Zuschauerin in der zweiten Reihe, deren Namen wir nicht nennen wollen, um die zahlreichen Bettelbriefe zu vermeiden.