Im Gegensatz zu den Vorstellungen in den meisten anderen Theatern der Stadt wird im Pumpenhaus schon mal Schräges gezeigt. Gestern begann es auch verheißungsvoll auf der Bühne an der Gartenstraße. Da lag ein älterer Herr in Puppenform auf dem Sterbebett, um ihn herum seine drei körperlosen Töchter, auch Puppen mit einer Art farbigen Kleid, jedoch darunter durchscheinend. „Kafka im Wonderland“ nennt sich die Produktion von „half past selber Schuld“.
Immer wieder richtet sich der Sterbende auf und spricht ein paar Brocken Englisch. Fast scheint es, dass er seinen Nachkommen das Geheimnis des Lebens preisgeben will. Doch schließlich sackt er tot zusammen. Das muss nicht sein. Schließlich gibt es im Jahr 2053 die Firma Wonderland Inc., die Bewusstsein in einer Cloud hochlädt, natürlich nicht ganz kostenlos, doch erschwinglich wie der Firmeninhaber erklärt. Allerdings sollte man sein Konto schon zu irdischen Lebzeiten füllen, sonst geht es einem wie jenem Cloudbewohner, der sich einen Hund wünschte, dessen letzte Mittel aber nur für ein gepixeltes Hitlerbärtchen reichte.
Mal singen drei bewegliche Gummimasken im Holzrahmen mit zugehörigen riesigen Augen, deren Pupillen sich passend drehen, mal ist es „Johnny Cashmere“, der als rothaarige Comicfigur im Film über aktuelle (Fehl)Entwicklungen des ewigen Lebens berichtet wie ein Reporter das eben tun muss. Dabei ist das hochgeladene Bewusstsein nicht mal das einzige, was an Neuerungen im Angebot ist. Es gibt auch Instant-Babys, die einfach in der Mikrowelle zum Leben erblühen. Bei der Geburt verbindet sich der Ableger direkt mit dem Internet. Freilich kann das auch bedeuten, dass es zu Sorgerechtsprozessen mit dem Küchengerät führt. Oder Firmeninhaber Franz Wonderland erläutert anhand eines praktischen Beispiels, dass es auch möglich ist, das Gewissen eines Menschen technisch zu bereinigen. Einem mehrfachen Mörder werden dafür Messer und Möhre in die Hand gedrückt. Es entwickelt sich eine etwas langatmige Szene, in der der Mörder „behandelt“ wird. Statt den süßen Hoppel zu füttern und zu streicheln, greift der „Patient“ jedoch zum Messer und angelt die Gedärme aus dem Tier, mit denen er Seilchen springt. Da muss wohl noch etwas an der Dosis gearbeitet werden.
Respekt für den Mut, anderes Theater zu zeigen. Sowohl die Geschichte als auch die Ausführung sind jedoch verbesserungsfähig. Es fehlt an Überraschungen, und die Kritik an unserer Technikgläubigkeit, so es denn eine solche sein soll, ist nicht neu. Die gab es vor allem schon in besserer Verpackung.