Schneematsch statt Jamaika

Schneematsch gestern Abend. Zurecht kann man bedauern, dass Jamaika nicht zu Stande kam. Was wäre uns erspart geblieben! Dabei hatte Thomas Philipzen sich Jamaika schon schön gekifft, wie er gleich zu Beginn erklärt. „Danke Merkel“ ist dann auch das Stichwort für Harald Funke, der schwungvoll auf die Bühne kommt als Verteidiger der geschäftsführenden Kanzlerin, schließlich sei Europa kein Kontinent, sondern – im Gegenteil inkontinent, und Merkel die Windel. Fehlt nur noch Jochen Rüther, der hinzusetzt: „Wo gehobelt wird, fällt der Spahn“. Zusammen sind die drei „Storno“ und gaben gestern im H1 ihren üblichen satirischen Jahresrückblick.

Ein lohnendes Ziel ist vor allem Christioan Lindnäär, der Mann mit der eigenen Duftreihe, Nr 6 Egoiste. „Hast Du erst die Haare schön, will niemand mehr den Inhalt sehen“, spottet Philipzen über die Wahlplakate. Aber natürlich trifft es auch die anderen Parteien, die AFD, die Lichtgestalt der SPD, den 100%-Mann, den Heiland aus Würselen. Da reaktiviert Funke eine alte Idee, dass nämlich hierzulande die Monarchie wieder eingeführt werde. „Lasst uns Merkel krönen.“ Die Briten sind schließlich auch ein Thema, die ja „jeden Tag May-Day haben“, für Melanie Trump  aus den Staaten wird sogar eine eigene Hilfsorganisation gegründet. Plastisch schildert Philipzen, wie die arme Präsidentengattin morgens aufwacht, neben ihr Donald mit dem Satz: „I piss America great again“. Dabei geht Mr. President breitbeinig zum Abort. Verschwörungstheoretiker Funke hingegen behauptet: „Trump – gibt`s doch gar nicht. Er sei nur eine Erfindung von Putin, den es auch nicht gebe. Er sei wie eine Matruschka, die man immer weiter aufschrauben könne.“ Irgendwie mäandern die Stornos zum Fußball und dem Videobeweis. Das Anzeigen eines Monitors durch beide Hände sei im Haushalt von Philipzen bereits belegt gewesen, nämlich dann, wenn die Kinder einen Legostein auf dem Fußboden haben liegen lassen und ihr Vater draufgetreten sei. Dann nämlich habe er das großformatige Handzeichen eines Rechtecks gegeben und die Kinder hätten sich eine Stunde lang in ihrem Zimmer eingeschlossen, bis ihr Vater sich beruhigt habe. Als Philipzen nun neulich mit der gesamten Familie eine Fußballübertragung gesehen habe, waren plötzlich alle verschwunden, weil der Videobeweis gefordert worden war. Von den pöbelnden Fans, den „Always Ultras“ geht es über die Schule, die besser „Reformhaus“ heiße, so viele Kultusminister versuchten sich daran, zu einem religiösen Großereignis – 125 Jahre Tolkien? Der intellektuelle Jochen Rüther, häufig Bach und Beethoven anspielend, baut sich vor Philipzen auf, sichtlich entnervt. 500 Jahre? Die Osmanen gegen die Mameluken? Ich stehe hier, ich kann nicht anders? Hüfte? versucht es Philipzen, „LUTHER“ wird Rüther mal lauter. Philipzen greift zur Gitarre „kenn ich nicht – ach doch Luther Matthäus. „Zwischendurch wird ein bisschen gesungen und musiziert. Die schönste Parodie aber haben sich die Stornos für den Schluss aufbewahrt: Lindenberg singt vom „Bello“ und Grönemeyer antwortet: „Wann ist ein Hund ein Hund“ und gib mir meinen Hund zurück.“  Zwei Stunden kurzweilige Unterhaltung ist man zwar gewohnt von Storno, doch es ist ja nicht selbstverständlich, dass Künstler ihr Niveau halten können. Thomas Pilipzen, Jochen Rüther und Harald Funke gelingt das bei einer ständig wachsenden Fangemeinde.

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