the jürgen w. möllemann story

Pfandmarke, Briefkopf und naher Osten, immer wieder aufstehen nach Niederlagen bis zu seinem Sturz ohne Fallschirm – Jürgen W. Möllemann war ein Phänomen. Unter der Regie von Ruth Messing zeigte das Theater Münster gestern im U2 „Der Bundesbürger“ aus der Feder von Annalena und Konstatin Küspert. Die eigentlich logische zweite Medaillenseite von „Der Reichsbürger“ im Vorjahr.

Zwar trägt das Stück auch den Untertitel „the jürgen w. möllemann story“ und in weiten Teilen geht es auch um seine Politik, Erfolge und Niederlagen. Doch genaugenommen ist es eher eine Persiflage auf Fernseh- oder Netflix-Serien. Selbst Möllemann ist austauschbar. Aber natürlich eignet er sich in besonderer Weise als Beispiel. Denn er hat sich selbst inszeniert, und das zu einer Zeit, in denen Influencer und mediale Selbstdarstellung noch in den Kinderschuhen steckte. Selbst Möllemanns Ende passte einfach. Die drei Schauspieler*innen machen ihre Sache ordentlich, sprechen ihren Text zwischendurch – mit Möllemann-Nasenmasken verkleidet – zu dritt. Unterhaltung pur, das politische Leben als Soap, Möllemann als Spielfigur auf dem Rechner, als Supermario mit italienischem Akzent und vielen Leben. Ein neues gibt es, wenn er seinem Vorsitzenden Wolfgang Gerhardt vors Schienbein tritt. Ilja Harjes wirkt in der Rolle unglaublich komisch und zugleich sehr überzeugend. Damit können Rose Lohmann und Thomas Mehlhorn nicht konkurrieren. Überhaupt fand ich den Anfang noch etwas sperrig, wie alle drei da eine Wolke hochhoben. Auf die wurden dann Passanten projiziert, die Meinungen zu Möllemann abgaben. Hätte man sicher etwas kürzen können, doch das Stück gewann mit zunehmender Spieldauer. Insgesamt fand ich aber, dass der Reichsbürger wesentlich mehr Feuer hatte.

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