Von der Decke hängen Flutlichtscheinwerfer, ein Stadionrang nimmt das Zentrum im Bühnenrücken ein, ein weiter Himmel. Vorne spielt Brick American Football. So beginnt „die Katze auf dem heißen Blechdach“ von Tennessee Williams in einer Inszenierung von Schauspielchef Frank Behnke. Am Samstag Abend war Premiere im Großen Haus vor begeistertem Publikum, das im Anschluss weder Schauspieler noch Regisseur entlassen wollte, sondern die Beteiligten immer wieder auf die Bühne klatschte.
Eine recht übersichtlicher Bühnenaufbau lenkt den Blick auf das psychologische Drama zwischen den Figuren. Weiße Holzzäune links und rechts, mit Türen versehen, durch die die Schauspieler die Bühne betreten und wieder verlassen. Und ein drehbarer Stadionrang. Mehr braucht es nicht. Außer vielleicht jede Menge Whiskey, der nicht nur flaschen- sondern gar kartonweise mitspielt. Denn der ist der beste Freund von Brick. Seit Bricks Freund Skipper tot ist, ist der Alkohol Ersatz. Mit Skipper hat Brick früher Football gespielt.
Big Daddy, Bricks Vater wird 65. Die Familie trifft sich deshalb auf dem Anwesen von Big Daddy, „28.000 Morgen“, wie er selbst immer wieder stolz erzählt. Neben Brick und dessen Frau Maggie besteht die Familie noch aus Bricks Bruder Gooper und dessen schwangerer Frau Mae sowie deren 5 unerzogenen Kindern. Und dann gibt es noch Big Mama, die mit ihrem Gatten leidet, weil Big Daddys Gesundheit so angegriffen ist.
Am Vorabend des Geburtstages ist Brick zu allem Unglück auch noch, offensichtlich volltrunken, im Stadion über eine Hürde gestolpert und hat sich den Knöchel verstaucht. „Nüchtern hätte ich mich gar nicht getraut zu springen“, räumt Brick ein, der sich die meiste Zeit mit Krücken über die Bühne bewegt, manchmal kriecht er auch, meistens aber trinkt er. Brick ist alles egal, selbst Big Daddyds Geburtstagsgeschenk hat er seine Frau besorgen lassen. Ganz anders verhält sich sein Bruder Gooper mit seiner Frau Mae: berechnend, gierig, habsüchtig. Mae, stolz auf ihre Fortpflanzungsfähigkeit, lässt keine Gelegenheit aus, Brick herabzusetzen und insbesondere Maggies Kinderlosigkeit zu betonen. „Brick will ja nicht mal mit ihr schlafen“
Big Daddy und Big Mama haben die Nachricht erhalten, dass es sich bei Big Daddys Schmerzen nur um harmlose Dickdarmkrämpfe handelt. Die beiden sind aber die einzigen, die das glauben. Alle anderen wissen, dass Big Daddy seinen letzten Geburtstag feiert. Vor diesem Hintergrund entwickelt sich eine Auseinandersetzung zwischen Brick und seinem Vater über Lüge und Wahrheit, über Homosexualität, Freundschaft und Liebe, über Krankheit, Einsamkeit und Lebenslust. Brick und Big Daddy, das sind dankbare Rollen, die Joachim Foerster und Wilhelm Schlotterer großartig ausfüllen. Und wenn zwischendurch immer wieder Big Mama, Mae oder Gooper durch eine der Seitentüren die Spielfläche betreten und mit so profanen Dingen kommen wie „wir wollen jetzt mit dem Feuerwerk beginnen“ oder „die Kinder wollen Dir ein Liedchen singen“, dann betont das die Tiefe des emotionalen Konfliktes zwischen Vater und Sohn.
Eine tolle Inszenierung, in der selbst Randfiguren überzeugen, etwa die kreischenden Kinder mit Wasserpistolen oder der Pastor, der an der schlechtesten Stelle die Herrentoilette sucht