Immerhin zum dritten mal findet das NRW-Theatertreffen in Münster statt. Die ausgewählten Inszenierungen werden ab Ende Mai nicht nur im Kleinen sondern auch im Großen und selbst im Pumpenhaus gezeigt. Insgesamt 5.000 Euro und jede Menge Reputation gibt`s zu gewinnen. Heute Nachmittag stellten die Theaterleute um Intendant Ulrich Peters schon mal das Programm der Presse vor.
40 Produktionen sah sich die Auswahljury an, der auch Schauspieldirektor Frank Behnke, die Dramaturgen Barbara Bily und Michael Letmathe, Festivalmanagerin Kristina Wydra sowie die Theaterkritiker Stefan Keim und Sascha Westphal angehörten. 10 Inszenierungen sind übrig geblieben, 10 Inszenierungen, die es in sich haben. Jedes Jurymitglied stellte mindestens eine, manche mehrere Produktionen vor. Dabei ist der Meta-Titel mit Bedacht gewählt: „Vorsicht zerbrechlich“ gilt für die Demokratie, den Körper, sie Seele und sogar das männliche Ego. Letzeres weiß Sascha Westphal von Michel Houllebecqs „Unterwerfung“ zu berichten. Der französische Autor ist bekannt für seine schrägen Romane, und auch wenn es in „Unterwerfung“ vordergründig um den Islam im politischen Wettstreit mit Le Pens front nationale geht, der französische Mann ist froh, zumindest die Frau unterdrücken zu können. Westphal macht das gut, liest nicht vom Manuskript ab und so überträgt sich seine Begeisterung von der Inszenierung des Schauspielhauses Bochum unmittelbar auf die wenigen Zuhörer „eine straffe, konzentrierte, ironische Inszenierung“, lautet Westphals Urteil über die Bühnenfassung von Johan Simons, die am 07.Juni im Großen Haus gezeigt wird.
Aber los geht´s natürlich früher. Schon am 30.Mai zeigt das Schauspiel Dortmund unter der Regie von Kay Voges „Der Theatermacher“, eine Komödie von Thomas Bernhard. „So haben Sie Bernhard noch nicht erlebt“, sagt Frank Behnke und lobt den Bruch, der aber letztlich doch dazu führe, dass die Inszenierung der vermeintlichen Intention wieder ganz nahe komme.
Schon sind wir mit dem Theater Bielefeld im Kleinen Haus, und zwar im Herzen der Gewalt, eine Inszenierung von Alice Buddenberg. Das Stück wird für den 31.Mai von Kristina Wydra vorgestellt. Eine homosexuelle Affäre, die von der erotischen Anziehung über Diebstahl in Vergewaltigung und Erniedrigung umschlägt.
Mühlheim, Dinslaken, Düsseldorf – nur das Theater Münster darf als Ausrichter keinen eigenes Stück zeigen, Frank Behnke schüttelt bedauernd den Kopf. Dafür ist „Schuld und Sühne“ vom Theater Oberhausen unter der Regie von Bert Zander mit einer Gesamtlänge von dreieinhalb Stunden am 03.Juni im Kleinen Haus durchaus abendfüllend. „Aber es gibt eine Pause“, setzt Intendant Ulrich Peters schelmisch hinzu. Immerhin gibt es ja noch ein Rahmenprogramm, Stücke außerhalb der Konkurrenz, Diskussionen zu Politik und Inszenierungen und – natürlich – Partys.
Die Preisverleihung findet übrigens im Anschluss an die letzte Vorstellung am 08.Juni 2019 im Kleinen Haus statt. Das gesamte Programm finden Sie unter der Adresse: www.nrw-theatertreffen.de