Dass die eigene Stimmung auf dem Tiefpunkt war, nachdem man auf dem Weg von Braunschweig nach Münster Stunden im Stau auf der A2 gestanden hat, erklärt Timm Beckmann, am Piano sitzend. Noch ärger als ihn selbst habe es seinen Kollegen und Gitarristen Markus Griess getroffen, der kaum auf die Bühne kommen wolle. Mit gehörigem Willkommensapplaus lässt er sich aber doch überzeugen und schon spielen die beiden ein Medley aus Filmmusik. „Was soll die Terz…?“ heißt das Kabarettkonzert von Beckmann und Griess, mit dem die beiden gestern im Kreativhaus auftraten.
Das Medley zu Beginn gerät noch ein bisschen zäh, auch weil Beckmann sein Publikum zwischendurch immer wieder fragt, aus welchem Film das gewesen sei. Naturgemäß ist sich das Auditorium nicht immer einig. Zum Glück ist das bekanntermaßen nicht zur Euphorie neigende münsteraner Publikum stark durchmischt von zwei größeren Reisegruppen aus Kassel und aus Schleswig-Holstein, aus Wacken auch noch. Na, wenn das nicht passt. Markus Griess spielt auch gleich passende Akkorde. Und das Publikum macht auf Wunsch alles mit, klatscht, schunkelt, singt. Dabei ist der Wechsel zwischen verschiedenen Musikstilen so rasant, dass es den Gästen einiges abverlangt. Welcher Komponist von wem geklaut hat und dass selbst Haydn, von dem ja die Melodie der Nationalhymne stammt, insoweit von einer kroatischen Volksweise stibitzt hat, kommentiert Beckmann mit Blick auf die AFD-Chargen: „Daran sollten Alice Weidel und Co denken, wenn sie sich mal wieder hinter der deutschen Fahne verstecken.“ Zwischendurch gibt es eine kleine „battle“ zwischen den beiden Musikern, die einzelnen Komponisten Attribute zuordnen und sich gegenseitig verbessern. Beethoven war wahlweise taub oder blind, der ein oder andere hatte Hämorrhoiden. Und dann erklärt Beckmann anschaulich, warum Deutschland nicht Weltmeister werden konnte. Er schmettert den Beginn der französischen Nationalhymne, die er dann auch kurz übersetzt: „Marschieren wir, marschieren wir, unreines Blut, tränke unsere Furchen.“ Neben Beckmann steht der gramgebeugte, ängstliche Griess, dem die Gitarre um den Hals baumelt, die Kniee nach innen gekehrt: „Dieser Weg“, schluchzt Griess „wird kein leichter sein.“ So wird man nicht Weltmeister.
Ein unterhaltsames Programm, das auch davon lebt, dass die beiden Künstler das Publikum immer wieder einbinden.