Fridays for future, Radwege, „einfach mal zu Fuß gehen“ oder eine Million neu zugelassene SUVs und der Kurztrip mit dem Flieger nach Malle – glaubt man Kappe App, Münsters alternativem Karneval, war das nie klarer als heute. Denn „grüner wird`s nicht“. Schließlich ist das der Titel des diesjährigen „Anti-Karneval-Programmes“, in dem die Kappen Äpper drei satte Stunden rasant und augenzwinkernd durch die Welt surfen und auch die Niederungen kommunalen Klein-Kleins nicht auslassen. Gestern Abend war bei Lappe an der Nieberdingstraße Premiere.
Dabei fällt freilich auf, dass sich die Truppe auch modisch auf die Verheißung eingelassen hat. Von lind-grün bis dunkel-NATO reicht das Farbspektrum. Einzig Björn Schimpf, der zwischendurch immer wieder zur E-Gitarre greift, trägt grelles Schottenmuster, wobei das den vorherrschenden grünen Ton nur verstärkt. Neben Drummer David Rebel und der Frau am Bass Anna Soro, verdient sich Michael Holz Bestnoten. Der Liedermacher kreiert intelligentes Liedgut und bringt das Auditorium zum Mitsingen, was per se die Stimmung steigert. Natürlich ist auch das Fahrrad nicht wegzudenken, und es folgt der große Auftritt von Rolf Heutmann, der mühsam ein Klapprad auf die Bühne trägt. Mit starkem niederländischen Akzent und in oranger Landestracht macht er sich lustig über Münsters kleines, kostenpflichtiges Fahrradparkhaus. Noch ein Wort zu Heutmann, der frisch zur Mannschaft gestoßen ist und mit seiner Mimik, Klarheit und Selbstironie zweifellos eine Bereicherung darstellt: großartig. Die Übergänge zwischen den Sketchen funktionieren flüssig und reibungslos, eine Möglichkeit, auf Moderation zu verzichten, nicht die schlechteste. Neigt sich eine Episode dem Ende entgegen, betritt etwa Michael Tumbrinck seitlich die Bühne, fegt und wischt mit dem grünen Mop, während auf der Bühne noch andere Protagonisten ihr „Unwesen“ treiben. Das kann Kornelia Kabbaj sein, die, das ist immer wieder erstaunlich und auch ihre Kolleg*innen erkennen das an, trotz ihrer geringen Körpergröße einen unglaubliche raumfüllenden Eindruck macht. Das mag auch an ihrer Stimme liegen, die an eine Soul-Sängerin erinnern lässt, dürfte aber eher ihrer ausgeprägten Mimik geschuldet sein. Jedenfalls übernimmt Michael Tumbrinck mit seinem grünen Wischer kurzerhand das Programm, ohne dass es Lücken gibt. Und dann gehen die Herren der Schöpfung mit diversem Werkzeug auf die Jagd. Heute ist Prüfung. Neben Kabbaj, die sich eifrig Notizen macht, ist auch Regisseurin Gabriele Brüning mit Argusaugen als Prüferin dabei. Welche Sau wird denn heute durch`s Dorf getrieben? Egal – die Herren schießen, was die Flinten hergeben – und sind alle durchgefallen. Nach drei Stunden Programm ist Schluss – doch das Publikum klatscht die Kappen Äpper immer wieder raus – ohne das traditionelle „Fischstäbchen“ will niemand nach Hause. Und schließlich singen alle „auch ein Fisch–stäbchen krabbbbelt weiter – und das kannst auch Du.“